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Das Barometer steigt im Osten

Das Institut der Deutschen Wirtschaft stellte gestern in Berlin sein Herbstgutachten zur Situation der ostdeutschen Wirtschaft vor. Während nahezu alle Kenndaten positiv sind, ist die Stimmung in der Bauwirtschaft so pessimistisch wie nie zuvor

von NICK REIMER

Mit dem Klima ist das so eine Sache: Ein warmer Sommer macht noch keine Verschiebung. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat das Geschäftsklima der ostdeutschen Wirtschaft untersucht – zum achten Mal, seit die Betriebe zwischen Fichtelberg und Kap Arkona als solche bezeichnet werden. Und erstaunlich viele „positive Signale“ registriert: Es wird mit mehr Wachstum, mehr Erträgen, mehr Exporten gerechnet. Und: Erstmals glauben die Wirtschaftsforscher, dass das Tief bei der Beschäftigung durchschritten wird.

„Ostdeutschland lag beim Wirtschaftswachstum jahrelang hinter Westdeutschland zurück. Im kommenden Jahr werden die sechs neuen Länder das gleiche Niveau erreichen wie die alten“, sagte Rolf Kroker, Geschäftsführer des arbeitgebernahen Instituts aus Köln, bei der gestrigen Vorstellung des Gutachtens. Die Meldungen über steigende Produktions- und Absatzzahlen seien von 55 auf 58 Prozent leicht gestiegen, die über rückläufige Geschäftsaktivitäten spürbar von 21 auf 16 Prozent zurückgegangen. Kroker: „Der niedrigste Wert seit Frühjahr 1995.“

Ein Fundament dieser positiven Stimmung ist das Auslandsgeschäft. „Die Besserung der wirtschaftlichen Lage in Mittel-und Osteuropa hat die Unternehmen in die Lage versetzt, alte Märkte zurückzugewinnen“, erklärte Kroker. Das Auslandsgeschäft entwickle sich zu einer Stütze der ostdeutschen Industrie. Die andere ist der Produktionsindex des verarbeitenden Gewerbes. „In Ostdeutschland zeigt dieser Index in diesem Jahr mit über zwölf Prozent eine doppelt so hohe Dynamik wie im Westen“, so der Experte. Dass die Pro-Kopf-Produktivität teils erst 60 Prozent erreiche, führte er auf fehlenden Absatz und geringere Wertschöpfung zurück – dem Osten falle es schwer, teure Produkte zu verkaufen. Angesichts der guten Perspektiven sieht das Institut beim Stellenabbau die Talsohle erreicht. „Es wird in Ostdeutschland in der kommenden Zeit wieder einen leichten Zuwachs bei der Beschäftigung geben“, sagte Kroker. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Wirtschaftsforscher erstmals seit Beginn ihrer Erhebung ein „Mehr“ an Beschäftigung registriert. Dieses „Mehr“ ist im Herbstgutachten sogar leicht angestiegen. Kroker sprach deshalb „vorsichtig von einer Trendwende“, die aber noch nicht zu einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt führe.

Sorgenkind bleibt nach wie vor der Bau. 80 Prozent der Unternehmen dieser Branche sind laut Gutachten mit ihrer aktuellen Wirtschaftslage unzufrieden – fast drei Viertel erwarten 2001 weniger Arbeit als in diesem. Und schon 2000 lag die Produktion der Branche 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

An der Erhebung beteiligt hatten sich 462 Unternehmen – etwa die Hälfte der ursprünglich angeschriebenen. Die hohe Rücklaufquote lässt das Ergebnis nach Einschätzung des Instituts repräsentativ erscheinen. Ob es allerdings auch die erhoffte Klimawende ausdrückt, wird sich frühestens mit dem nächsten Frühjahrsgutachten zeigen.

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