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RÜCKTRITTE VON POLITIKERN SIND KEIN MITTEL GEGEN BSEDie Vertuscher sollen weiterarbeiten

Eigentlich müsste Bundeslandwirtschaftsminister Karlheinz Funke zurücktreten. Nach all dem wohlfeilen Ignorieren der Fakten und gefährlichem Verharmlosen von BSE wäre das fällig. Nur ist zum Thema Rinderwahn in den letzten Jahren so viel Ärgerliches zusammengekommen, dass auch Funkes Vorgänger rückwirkend ihr Amt niederlegen müssten. Politisch gesehen ist es somit besser, den Minister da zu lassen, wo er ist – zumal er dann täglich daran arbeiten muss, seinen Kopf über Wasser zu halten. Ein schneller Rücktritt dagegen würde nichts als ein öffentliches Aufseufzen bringen.

Bei BSE gibt es aber noch einiges zu klären. Nun heißt es plötzlich, seit zehn Monaten wisse die Politik, dass BSE eventuell auch über den Urin der Tiere übertragen wird – also über Weiden und mit Gülle gedüngte Äcker. Getan hat niemand etwas. Das ist ein Skandal, der noch von weiteren gefolgt werden wird. Denn die Sache mit den BSE-verseuchten Weiden ist im Rinderwahn-Heimatland Großbritannien mindestens seit 1996 bekannt, nicht erst seit Februar, wie der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung meinte. Es hätte nur einmal jemand bei den britischen Forschern anrufen müssen. Aber da hätten die Beamten aus dem Gesundheits- oder Landwirtschaftsministerium ja etwas erfahren können, was nicht in die deutsche Rindfleisch-Werbestrategie gepasst hätte.

Folglich gab es hierzulande keine Forschungen, und die Ministerien können nun überraschte Erklärungen abgeben. Bleibt zu hoffen, dass der Wissensaustausch in Zukunft schneller wird: In Großbritannien weiß man nämlich ebenfalls schon länger, dass auch Tiere wie Schweine oder Geflügel, bei denen BSE nicht ausbricht, die Krankheit übertragen können. Auch am Schafwahn erkrankte Tiere übertragen ihre Krankheit über das Blut und Blutprodukte – unter anderem mit unübersehbaren Folgen für menschliche Blutspenden. Angeblich gibt es auf der anderen Seite des Ärmelkanals jetzt auch einen ersten BSE-Test für lebende Tiere. Hierzulande ist er natürlich unbekannt.

All diese Vermutungen und Laborversuche sind nicht so weit abgesichert, dass sie amtlich bestätigt werden könnten. Aber wenn nach jedem Hinweis erst einmal jahrelang alle Minister in Deckung gehen, wird auch nichts passieren. Daran ist nicht allein der Bundeslandwirtschaftsminister schuld, sondern auch das Gesundheits- und das Finanzministerium, das eventuelle Sonderprogramme schließlich bezahlen müsste. Vielleicht sollte das Kabinett mal irgendwo in Europa ein BSE-Opfer besuchen. Dann wäre auch gesichert, dass die Kollegen beim Rinderwahn den zuständigen Ministern helfen, die richtigen Punkte auch mit dem nötigen Nachdruck zu verfolgen. REINER METZGER

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