: In Ostfriesland geht's um die Wurst
■ Am Nikolaustag und auch am Abend davor fallen wieder die Würfel
Norden – Am Nikolaustag und am Abend davor fallen in Ostfriesland wieder die Würfel. Bei Schlachtern, Bäckern und in Kneipen treffen sich Jung und Alt zum traditionellen „Verknobeln“. Dabei würfeln sie um Wurst, Ente, Gans, Buttercremetorte und anderen „Süßkram“. Der Höchsteinsatz beim nahrhaften Nikolaus-Spiel der Ostfriesen ist per staatlicher Verordnung auf drei Mark pro Person und Spiel festgelegt. Der Wert der Gewinne darf 30 Mark nicht überschreiten. Alkohol ist von der Gewinn-Liste strikt verbannt.
Die Herkunft des Brauchs liegt weitgehend im Dunkeln. Nach Ansicht von Heimatforschern hat das Spiel seinen Ursprung in einem besonderen Verhältnis der Ostfriesen zu Nikolaus. Der Heilige gilt als Schutzpatron der Kaufleute und Seefahrer. Von ihnen stammten über Jahrhunderte viele aus dem Landstrich hinter den Nordsee-Deichen.
Das Würfelspiel zum Nikolaus brachte in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder den Amtsschimmel auf Trab. Preußische und Hannover'sche Finanzbehörden witterten hinter dem Brauch ein unerlaubtes Glücksspiel, zumindest aber Steuerhinterziehung. Nach „Auswüchsen“ untersagten die Behörden zeitweise das Spiel.
Ein dauerhaftes Verbot scheiterte jedoch an der Hartnäckigkeit der Ostfriesen. Als Kompromiss für eine Duldung des gesetz-losen vorweihnachtlichen Treibens wurden die Spiel-Einsätze und Gewinn-Werte amtlich begrenzt. Alkohol im Spiel wurde ganz verboten. dpa
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