piwik no script img

Opernschelte aus dem Süden

Intendantentrio geht mit Stölzl hart ins Gericht und legt Alternativkonzept zu Opern-Reformplan vor: Mehr Aufführungen, höhere Preise und ein Verzicht auf teure Gaststars machen den umstrittenen Fusionsplan des Kultursenators überflüssig

von RALPH BOLLMANN

Ist der Kultursenator jetzt schlauer? Am Montag schon muss er dem Theaterausschuss des Abgeordnetenhauses das finale Rettungskonzept für die drei hauptstädtischen Opernhäuser vorlegen – und wenige Tage vorher flatterte ihm jetzt eine Gebrauchsanweisung für das schier unmögliche Unterfangen einer Opernreform ins Haus, akribisch festgehalten auf 27 Seiten. Datum des Poststempels: 4. Dezember, Absender: Sir Peter Jonas, Intendant der Münchner Staatsoper und designierter Vorsitzender der Deutschen Opernkonferenz.

Im November hatte Sir Peter gemeinsam mit seinen Kollegen Klaus Zehelein aus Stuttgart und Alexander Pereira aus Zürich das Gebaren der drei Berliner Kollegen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nicht die „Struktur“ der Berliner Opernlandschaft mit drei selbstständigen Musiktheatern ist das Problem – vielmehr hat das Missmanagement der amtierenden Intendanten die Krise erst heraufbeschworen.

Nach dem Konzept der Opernkonferenz lässt sich der Etat der defizitären Häuser innerhalb von nur zwei bis drei Jahren um 12,2 Millionen Mark verringern, ohne das Angebot einzuschränken – im Gegenteil: Die Zahl der Aufführungen soll steigen – und damit die Höhe der Einnahmen.

Die drei Weisen wollen weniger als halb so viele Stellen einsparen wie nach Stölzls ursprünglichem Konzept. Das entlastet die Etats nur um sieben Millionen Mark. Die restlichen fünf Millionen sollen die Zuschauer beisteuern, allerdings nur zum kleineren Teil über höhere Eintrittspreise vor allem am Wochenende und auf den teureren Plätzen.

Das Publikum soll aber nicht nur mehr zahlen, sondern auch häufiger kommen. Die Intendanten sollen die Zahl der Vorstellungen insgesamt erhöhen und dabei vor allem die Kassenschlager häufiger auf den Spielplan setzen – und das nicht mit teuren Gaststars, sondern mit dem hauseigenen Ensemble. Auch bei der Auswahl der Stücke sollen die Intendanten nicht nur auf die eigenen Steckenpferde, sondern auch auf die Kasse achten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen