: Folgen des Wettbewerbsdenkens
betr.: „Sonst geht Deutschland unter“, taz vom 2./ 3. 12. 00
Besser, Hans-Olaf Henkel verschwindet im Volkshochschulkurs „ Wie halte ich mich nur selber aus?“, als dass sein Konzept des Wettbewerbswahns in Deutschland weiter gemantrat wird. Die Folgen des Wettbewerbsdenkens sind genau an seinen öden Erfolgen zu studieren. Eine Rebellion dagegen wäre allemal aufmunternder als die Schmalspurlebensphilosophie eines geizigen Einkommensmillionärs. HALINA BENDKOWSKI, Berlin
Flüchtlinge benötigen Solidarität
betr.: „Rassismus stört den Standort“, „Ein Salonrassist“, taz vom 23. 11. 00
Es stellt sich die Frage, warum sich weder Gerhard Schröder noch Wolfgang Thierse oder Michel Friedman über die Rede des Arbeitgeberpräsidenten Hundt empören. Er stellte auf dem „Deutschen Arbeitgebertag“ zynisch das Grundrecht auf Asyl in Frage, aber Inder für Computer will er haben. Das meint er wohl damit, wenn er von „geregelter Zuwanderung statt ungeregelten Zuzugs in die Sozialsysteme“ schwätzt. Das heißt, dass Arbeitskräfte so lange erwünscht sind, wie sie gebraucht werden. Wenn sie durch Rationalisierung wegfallen, dann sollen sie bitte wieder von der Bildfläche verschwinden. Die Unterscheidung zwischen „nützlichen und unnützen“ Menschen ist im Kern faschistisch. [...]
Die Änderung des Asylrechts 1992, die mit Zustimmung der SPD erfolgte, sollte zurückgenommen werden, weil diese das Grundrecht auf Asyl aus den Angeln gehoben hat. Wenn der Mensch nur als Ware Arbeitskraft gesehen wird, widerspricht dies dem Grundgesetz, Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Dieser Staat schiebt aber politisch Verfolgte wissentlich in den Tod. Dem kürzlich in die Türkei abgeschobenen Träger des Aachener Friedenspreises und Sprecher der Kampagne „Kein Mensch ist illegal“, Hüseyin Calhan, droht dieses Schicksal ebenfalls, weil er Kurde ist. Nur internationale Proteste sorgten dafür, dass er aus dem Gefängnis freikam. So wie ihm ergeht es vielen Flüchtlingen. Sie benötigen alle dringend unsere Solidarität. BETTINA FENZEL, Bremen
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