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18 und drüber

Music sounds better with Benjamin Diamond: Der französische Sänger und House-Produzent im Pfefferberg

Ach, ist es nicht zu, zu, zu, zu schön, um es mal mit Walter Kempowskis Mutter zu fragen. Ein bisschen in den Geschichtsbüchern geblättert, alte Lennon-Songs gehört, dann festgestellt, dass die alle toll sind, aber einer anderen Zeit angehören und einen nicht wirklich durch den Alltag begleiten können. Music sounds better with you: Das kann man über Lennon und seine Lieder sagen, das ist nun mal Kanon. Das passt aber natürlich viel besser zu dem französischen Sänger und Produzenten Benjamin Diamond.

Der schlug sich erst jahrelang ziemlich erfolglos durch die Pariser Werbe-, Film-, und Musikbranche, um schließlich von den beiden Jungs von Daft Punk nach einer gesanglichen Mitarbeit gefragt zu werden. Das Resultat war „Music Sounds Better With You“, ein Stück, von dem man lange nicht wusste, wer da überhaupt hinter steckte, das aber durch Diamonds Stimme seinen zusätzlichen Reiz bekam.

Das Stück entwickelte sich zu einem der Smash-Hits des Jahres 1998 und ging genauso wie andere Tracks von Daft Punk vorher around the world. Niemand, der auch nur ein paar Takte davon hörte, konnte da ruhig in der Ecke stehen bleiben.

Zwei Jahre und noch viel mehr französische Housemusik-Produktionen später ist nun auch Benjamin Diamond mit einem eigenen Album am Start, mit „Strange Attitude“. Hatte man nun gefürchtet, den soundsovielten Aufguss von French House zu bekommen, also Motorbass II oder Super Discount III, so ist Diamonds Album doch recht weit weg vom hinlänglich bekannten Filter-House.

„Strange Attitude“ ist Housemusik, klar, vor allem aber Autoren-House im ganz engen Sinn – Benjamin Diamond steht da nicht einfach nur als im Hintergund agierende Figur für einen bestimmten Sound, als Produzent only also, sondern er steht vorne an der Rampe als Sänger, Komponist und Produzent.

Das Album ist sozusagen live eingespielt, mit Gitarren, Streichern, Keyboards und Pipapo, was im Booklet auch explizit zu jedem Song ausgewiesen wird – da versteht es sich natürlich von selbst, dass Diamond auch live mit einer sechsköpfigen Band auftritt.

Mit „Strange Attitude“ hat Benjamin Diamond zusammengeführt, was in der Regel gar nicht so leicht zusammengeht: Song und Track. Die Stücke knallen dann auch nicht gleich und sofort, wie es sonst üblich ist bei französischen Houseproduktionen, sondern die brauchen Zeit, die entwickeln sich gemächlich. Wie es sich eben für „richtige“ Songs gehört.

Dann aber nimmt man sie gern mit unterm Arm und ins Leben hinein und pfeift ohne Unterlass „Love will bring us back, love will bring us back, back a new day, back a new day“. Oder „If you wanna be my lover, you got to be 18 & over“. Ja, ein bisschen anzüglich ist das schon, aber so sind sie halt, die jungen Mittdreißiger von heute.

GERRIT BARTELS

Heute ab 22 Uhr 30, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Prenzlauer Berg

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