: revolutionäre zellen
Berlin war einer der Schwerpunkte
Dass mit dem Prozess gegen Tarek Mousli einer der größten Prozesse gegen die „Revolutionären Zellen“ in Berlin begonnen hat, ist kein Zufall. Immerhin war Westberlin einer der Schwerpunkte in den Aktivitäten der RZ. Schon in den 70er-Jahre gab es zahlreiche Anschläge, darunter gegen ITT im November 1973, das chilenische Konsulat im Juni 1974 oder das Auto eines Weddinger Jugendstadtrats, der für die Schließung des Jugendzentrums Putte verantwortlich gewesen sein soll. In den Achtzigerjahren wurde Asyl zu einem Schwerpunkt der RZ. Neben den Anschlägen auf die zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber verübten die RZ Attentate auf den Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, (Oktober 19986) sowie den Vorsitzenden Richter am Oberverwaltungsgericht, Günter Korbmacher. Bei einer bundesweiten Razzia im Dezember 1987 wird unter anderem Ingrid Strobl verhaftet, der vorgeworfen wurde, Mitglied der Roten Zora, der Frauenorganisation der RZ, zu sein. 1990 verübten die RZ einen Anschlag auf „Wohnen 2001“, 1991 scheiterte ein Anschlag auf die Siegessäule. 1999 verhaftet die Polizei den Karatelehrer Tarek Mousli, in dessen Keller in Prenzlauer Berg sich jener Sprengstoff befunden haben soll, den die Polizei bereits 1995 entdeckte und der einem Sprengstoffdiebstahl der RZ entstammen soll. Im Juli 1999 wird Mousli auf freien Fuß gesetzt, im November erneut verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, „Rädelsführer der Berliner RZ“ gewesen zu sein. In der Folge beschuldigt Mousli vier Personen der Mitgliedschaft bei den RZ, darunter den Hausmeister des Kreuzberger Stadtteilzentrums Mehringhof, Alex Haug, den Mitarbeiter der Forschungsstelle Flucht und Migration, Harald Glöde, sowie den Mitarbeiter des Akademischen Auslandsdiensts der TU, Matthias Borgmann. Eine Suche nach angeblichem Sprengstoff im Mehringhof blieb allerdings erfolglos.
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