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In Berlin gaben „Surrogat“ ein Soli-Konzert für die taz, in Bremen spielten sie gleich für die Weltrevolution, oder so ...

100 Leute waren ins Freizeitheim Friesenstrasse gekommen zu einem Menschen, der sich selbst „Prediger“ nennt. Und das, obwohl er Mühe hatte, den ersten Satz herauszubringen – er hatte sich am Vorabend in Hamburg seine Stimme weggeschossen. Auf das Intro reagierten wir Bremer sehr verhalten. Für die Berliner kein Hindernis alles zu geben, denn – „Berlin liebt Dich!“, behaupten sie in einem Lied. Die Stimme des Surrogat Sängers Patrick Wagner wurde immer besser, so auch die Stimmung. Spätestens bei der ersten Zugabe, Karaoke, waren alle auf einer Welle, die Patrick W. auch spontan zum stage-diving nutzte – einmal im Kreis über aller Köpfe von Arm zu Arm.

Der Titel, Karaoke, kam nicht von ungefähr. Ein Sänger aus dem Publikum wurde gefordert. Nach kurzem Zögern sprangen gleich mehrere auf die Bühne. Einer hatte das Hauptmic ergattert, die anderen scharten sich zum Chor um das des Bassisten. Was unweigerlich zur Folge hatte, dass man von dem Geschreie keine Silbe verstand. Dafür war das Temperament unseres Bremer Sängers unmissverständlich. Ganz im Stil von Axl Rose (kennt den noch einer?) entlud er seine ganze Energie. Surrogat bedachte seinen Zögling mit Abklatschen und Schulterklopfen.

Die Predigten waren genauso schlich und prägnant formuliert wie die Rhythmen von Schlagzeugerin T.T. Lin-Minh. Der Bassist spielt sich selbst in Trance bis ein verzücktes Lächeln in seinem Gesicht festklebt als wäre es mit Betonkleber fixiert. Dass Sänger Patrick eine eigene Ausstrahlung besitzt, muss nicht extra erwähnt sein. Oder würde sonst jemand Predigten zuhören? Foto & Text: Alexander Steffens

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