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Seltsam unzeitgemäß

Gastspielabend: Wenig aufregende „Stellungskriege“ im Thalia in der Gaußstraße  ■ Von Karin Liebe

Stellungen beim Sex und Stellungen im Beruf haben eins gemeinsam: Sie müssen nicht unbedingt Spaß machen. Das nennt man dann Ehekrise oder Geschlechterkampf oder Konkurrenzkampf. Genau darum geht es in Jan Jochym-skis Stück Stellungskriege, das am Sonntag als Gastspiel im Thalia in der Gaußstraße zu sehen war. Die Koproduktion vom TheaterschaffT /Theater unterm Dach Berlin und dem Theater in der Fabrik/Staatsschauspiel Dresden zeigt Sex und Beruf in Stellungen en masse, oder besser: simuliert sie, denn die drei Darsteller und drei Darstellerinnen übertreiben gewaltig und bleiben immer hübsch angezogen.

Sexy ist das nicht, soll's selbstverständlich auch nicht sein. Ja, was dann? Von Beginn an ist klar, dass Stellungskriege nicht realis-tisch aufdecken, sondern grotesk überzeichnen will. Ob Telefonsex oder Massagestudio, Live-Ficken in einer Fernsehshow oder Rudelbumsen beim landwirtschaftlichen Fachvortrag, Anmache in der Disco und Wiederaufbau beim Psychoseminar – alle möglichen Spielarten unbefriedigter Erotik und Strategien ihrer Überwindung werden karikiert.

In knappen, knackigen Szenenfolgen hätte das gutgehen können, doch die Sequenzen haben viel Leerlauf. Da darf nicht der Büroalltag mit einer superpatenten Chefsekretärin, einem superfröhlichen Chef und vielen superfleißigen Angestellten fehlen oder der häusliche Horror eines emanzipationsgeschädigten Mannes mit dauertelefonierender Karrierepartnerin, die ihm keinen mehr bläst und ihn nur noch als Teekocher benutzt. Arme Männerwelt! „Der Geschlechtstrieb ist das einzige, auf das man sich noch verlassen kann“, beklagt sich eines dieser bedauernswerten Geschöpfe.

Den Frauen geht's auch nicht viel besser. Sie informieren sich in Petra und GQ über neue Sexstandards, sind magersüchtig und tragen stets hautenge, tief dekolletierte T-Shirts zum Hosenanzug oder Kostümchen und Pumps. Solch ein Outfit erinnert aber eher an die Yuppie-Karrieristen der Achziger als an die heutige Fun-Generation im androgynen Schlabberlook.

Seltsam überholt wirkt dieses Stück, das ohne Textbuch allein aus Improvisationen mit den Schauspielern entstanden ist und vor knapp einem Jahr in Berlin uraufgeführt wurde. Dass sich Männer mal so richtig prügeln wollen, hat man im Film Fight Club auch schon besser gesehen. Immerhin sind einige Szenen ganz amüsant. Mit dick ausgestopften Titten und Ärschen rüsten sich die Frauen zum Männerfang in der Disco, während die Kerle mit im Schritt schwer ausgebeulten Hosen und wattierten Schultern anstolzieren. Ohne viel Worte, zu dröhnender Technomusik, geht es unverblümt zur Sache.

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