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Parallelerzählung

Um die Negation der Unterscheidung zwischen Traum und Realität, dem Zusammentreffen von nicht Zusammengehörendem ging es dem Surrealismus. Die echtzeitige musikalische Untermalung von stummem Film ist nun nicht direkt eine Schaffung von Überrealität im genannten Sinne; vielmehr war das Klavier nahe der Leinwand ja lange Zeit reguläres Utensil im Kino.

Die Hamburger Improvisa-tionsformation Stockheinz Karlhausen kündigt unter dem Motto „Surreale Nebenwelten“ die Live-Vertonung eben surrealistischer/dadaistischer Kurzfilme an, und da dürfte musikalisch Interessanteres passieren, als es etwa die Herausgeber der ansonsten halbwegs brauchbaren Antologia Surrealis-ta-Video-Edition dem stummen Bild zur Seite gestellt haben; dort pseudoklassikt es aus dem Keyboardorchester, hier wird das mal flächige, mal nervös verhakte Treiben der Band, instrumental oder kaum sinnhaft besungen, das Leinwand-Geschehen begleiten.

Improvisierte Klangereignisse, die nie in narrativer Songhaftigkeit ankommen, treffen so auf die assoziativ aufgereihten und ineinander verzwirbelten Nichthandlungsstränge von Man Rays Emak Bakia (1926) und L'Étoile de mer (1928); weiterhin René Clairs prominent besetztes Slapstick-Zwischenspiel Entr'acte (1924) Germaine Dulacs einstiger antiklerikaler Skandal La coquille et le clergyman (1927) sowie Walter Ruttmanns Opus-Farbsinfonien (1921-1925). aldi

heute, 21.15 Uhr, Metropolis

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