: Südafrikanische Sprachenvielfalt
Seitdem Südafrika demokratisch ist, darf dort qua Verfassung niemand mehr aufgrund seiner Hautfarbe, seines Geschlechts – oder aufgrund seiner Sprachzugehörigkeit diskriminiert werden.
Elf offizielle Landessprachen haben die Väter der Verfassung deshalb dem Vielvölkerstaat am Südende des Kontinents verordnet: Neben Afrikaans (eine stark vereinfachte Abart des Holländischen) und Englisch sind das neun afrikanische Sprachen, die weitaus größten davon Zulu und Xhosa.
Dass gut gemeint noch lange nicht gut ist, hat sich im Alltag indessen längst herausgestellt. Denn rein theoretisch müsste jeder Südafrikaner in jeder Lebenslage in seiner jeweiligen Sprache kommunizieren dürfen. In der Praxis heißt das aber, dass Amtsschreiben jeweils in elffacher Ausfertigung vorliegen müssten und jede Rede eines Abgeordneten im Parlament in Kapstadt in zehn weitere Sprachen übersetzt werden müsste – ein politisch höchst korrekter, aber nicht umsetzbarer Luxus in einem Land mit begrenzten Mitteln, wo Millionen in Slums hausen und kein Trinkwasser haben.
Im Alltag wird deshalb Englisch immer mehr zur Lingua Franca – sehr zum Leidwesen der Buren (zu Deutsch: Bauern), der Nachfahren der holländischen Siedler, die im neuen Südafrika ohnehin um den Fortbestand ihrer Kultur fürchten.
Praktische Konsequenzen hat die neue Mehrsprachigkeit ohnehin vor allem für weiße Südafrikaner. Nur die wenigsten von ihnen sprechen, obwohl sie teilweise seit Jahrhunderten am Kap leben, eine afrikanische Sprache – eine Folge des Glaubens, dass Schwarze und schwarze Kultur minderwertig seien.
Schwarze Südafrikaner sprechen dagegen in der Regel mindestens Englisch oder Afrikaans und meist mehrere afrikanische Sprachen.
Auch das soll sich in Zukunft ändern: Heute soll jeder Schüler möglichst eine afrikanische Sprache lernen. Pflicht ist das jedoch an vielen weißen Schulen noch immer nicht.
Südafrika in Zahlen (aus der ersten Volkszählung nach der Apartheid-Zeit, 1996): Südafrika hat 40,5 Millionen Einwohner, davon sind 76,6 Prozent Schwarze, 10,9 Prozent Weiße, 8,9 Prozent so genannte Mischlinge, 2,6 Prozent Inder.
Die meisten Südafrikaner sprechen Zulu als Erstsprache, nämlich 9,2 Millionen beziehungsweise 22,9 Prozent. An zweiter Stelle folgt Xhosa mit 7,19 Millionen beziehungweise 17,9 Prozent.
Nur für 8,6 Prozent beziehungsweise 3,45 Millionen Südafrikaner ist Englisch die Erstsprache; Afrikaans für 14,4 Prozent beziehungsweise 5,81 Millionen.
Die Übrigen in alphabetischer Reihenfolge: Ndebele 1,5 Prozent (0,58 Millionen), Sepedi 9,2 Prozent (3,69 Millionen), Sesotho 7,7 Prozent (3,1 Millionen, Setswana 8,2 Prozent (3,3 Millionen), SiSwati 2,5 Prozent (1,01 Millionen), Venda 2,2 Prozent (0,87 Millionen) und Xitsonga 4,4 Prozent (1,76 Millionen).
KORDULA DOERFLER
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