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Kuckuck-Kleber bummeln

■ Im Januar können Steuerschuldner aufatmen: Die Eintreiber wollen bummeln / Statt im Auto kommen sie mit Bus und Bahn/ Der Grund: Strittige Entschädigungen

Bremens Steuereintreiber wollen ab Januar in den Bummelstreik treten. Das jedenfalls könnte das Ergebnis längerer erfolgloser Streitereien zwischen den Bremer „Vollziehern“ und ihrem Chef, Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU), sein, der den Außendienst-Beamten das Wegegeld nicht erhöhen will.

Das Wort „Bummelstreik“ erwähnen die Bremer Finanzbeamten und deren Fürsprecher vom Deutschen Beamtenbund und der Steuergewerkschaft freilich nicht – aber darauf wird ihre Ankündigung hinauslaufen, dass sie zu Pfändungsorten – sprich: den Adressen von Bremer Steuerschuldnern – künftig nur noch mit Bus und Bahn anreisen wollen. Nichts gegen die Bremer Straßenbahn AG – „aber natürlich dauert das länger, und manche Stellen erreicht man fast gar nicht“, sagt Holger Suhr, Vorstandsmitglied der Steuergewerkschaft. Für die Parzellenbewohner an der Blockländer Hemmstraße, die säumigen Knöllchenzahler im tiefsten Bremer Norden oder die Borgfelder Steuersünder dürften damit ruhige Zeiten anbrechen.

Sauer sind die Bremer Finanzbeamten, die im Auftrag der Staatskasse da den Kukuck kleben, wo sie nicht auf Bargeld stoßen, weil der Finanzsenator so geizt. „Nur 45 Pfennig bekommen wir pro Kilometer, den wir mit dem Privatwagen für den Arbeitgeber unterwegs sind – und das seit zehn Jahren gleichbleibend bei außerdem ständig steigenden Spritpreisen“, stöhnt Winfried Noske, Vorsitzender der Steuergewerkschaft, über Spritpreise von fast zwei Mark pro Liter. Bremen bilde mit dieser kärglichen Entschädigung das Schlusslicht in der Bundesrepublik. Mindestens 52 Pfennig pro Kilometer wollen die Bremer sehen – die Summe, die Bundesbedienstete bekommen, wobei derzeit Verhandlungen um eine weitere Anhebung laufen. Gefeilscht wird um 64 Pfennig pro Kilometer.

Bayern und Baden-Württemberg haben die Entschädigung kürzlich sogar auf 60 Pfennig erhöht. Eine Entscheidung, die erst nach erheblichen Protesten und ähnlichen Drohungen wie jetzt in Bremen zustande kam – was den Bremern Mut macht. „Wir setzen unsere Privatwagen an rund 170 Tagen im Jahr für Dienstfahrten ein“, sagen sie. Bei 45 Pfennig sei das so unattraktiv geworden, dass sie künftig lieber per Bus und Bahn durch Wind und Regen fahren wollen, um die täglich rund 20 Adressen säumiger Schuldner abzuklappern.

Aber halt: „20 bis 25 Adressen wird dann sicherlich niemand mehr schaffen“, sagt Suhr und prognostiziert zugleich, der bremische „Einnahmenstau“ werde dadurch weiter wachsen. Denn vom Finanzamt Mitte aus würden schon seit längerem nicht mehr die eigentlich eingeplanten 25, sondern nur noch 18 Leute diesen Dienst versehen, die der Staatskasse im Schnitt 80.000 Mark im Monat einbringen. Indiz dafür ist das sogenannte „Latschgeld“, eine Prämie, die ab diesem erreichten Limit automatisch auf den Beamtensold aufgeschlagen wird – und die die meisten Ausgesandten erhalten, wenn sie das Glück haben, in einträglichen Bezirken zu arbeiten, in denen man schon mal zwanzig- bis dreißigtausend Mark pro Tag zurück ins Amt bringt.

Fraglich ist, ob das so bleibt. „Wer will schließlich schon mit so einer Summe oder mit beschlagnahmtem Schmuck in der Straßenbahn sitzen?“, fragt Suhr spitzbübisch. Stefan Luft, Sprecher des Finanzressorts, wiegelt ab: „Wir prüfen noch.“ Doch das Haushaltsnotlageland Bremen müsse sparen. Keinesfalls seien im Stadtstaat Entschädigungen drin, wie in den Flächenländern. ede

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