unterm strich:
Mehr Synergien wagen: Die Büchergilde Gutenberg in Frankfurt am Main und der Göttinger Steidl Verlag intensivieren ihre Zusammenarbeit. Beide Verlage werden sich in Zukunft bei der Programmplanung, bei Erwerb und Verwertung von Rechten, bei der Pressearbeit und bei der Werbung enger abstimmen, teilte der Steidl Verlag mit. Die Kooperation werde es beiden Verlagen ermöglichen, ihre Stellung in einem sich „rasant beschleunigenden Markt“ auszubauen und ihr Profil als unabhängige Verlage zu stärken.
Originalausgaben der Büchergilde Gutenberg, die ihr eigenverlegerisches Engagement ausweitet, sollen bei Steidl als Buchhandelsausgabe erscheinen. Umgekehrt wird Steidl den Mitgliedern der Büchergilde Originalausgaben anbieten. Vor allem Autoren würden von dieser Allianz profitieren, hieß es. Das erste Buch des „Ideenpools“ Büchergilde/Steidl ist Romana Diefenbachs Debüt „Das Spielhaus“. Im Herbst 2001 erscheint „Das verlorene Glück des Leo H.“ von Inge Deutschkron, die mit „Ich trug den gelben Stern“ bekannt wurde.
Im Alter von 70 Jahren ist der französische Schauspieler und Regisseur Gérard Blain gestorben. Mit 13 Jahren hatte Blain seine erste Filmrolle in Marcel Carnés „Les Enfants du Paradis“. Der Durchbruch gelang ihm in den 50er-Jahren: 1958 spielte Blain in Chabrols „Le Beau Serge“ einen desillusionierten Nachkriegsjugendlichen. Zuletzt wurde er auf dem Filmfestival von Locarno mit dem Goldenen Leoparden für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
An der Debattenfront zieht ein Gewitter auf. Es geht um: DDR-Kunst. Seit längerem hatte das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg eine Retrospektive mit Arbeiten von Willi Sitte geplant. Immerhin hatte das ehemalige Mitglied des SED-Zentralkomitees und Präsident des Verbandes Bildender Künstler in der DDR seinen Nachlass 1993 dem Museum vermacht. Dann gab es Streit um eine Publikation, in der – unkommentiert – auch Texte veröffentlicht werden sollten, die Sitte ohne Bedenken gegenüber seiner Mitarbeit am Regime würdigen. Natürlich wurde die naive Herangehensweise von ehemaligen DDR-Oppositionellen kritisiert. Jetzt hat der Verwaltungsrat des Museums das Projekt gestoppt, um vor der Ausstellung auf einem Kolloquium Sittes Verstrickungen zu diskutieren. Das ist im Umgang mit DDR-Funktionären in der Kultur ein nachvollziehbarer Vorgang. Allerdings nicht für Eduard Beaucamp. Der Kunstkritiker nennt das Prozedere in der gestrigen Ausgabe der FAZ „politische Zensur“, mit der das „mündige Publikum“ düpiert würde. Für ihn ist Sitte ein Überzeugungstäter, so wie westliche Kunstfunktionäre auch.
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