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Weiße Weihnacht ist Schnee von gestern

20 Prozent Schneefallwahrscheinlichkeit prophezeien sie in diesem Jahr, 90 Prozent waren es 1996: Immer im Dezember sehen die Meteorologen weiß. Statistisch gesehen soll es alle acht Jahre zu Weihnachten schneien. Doch Berliner Schnee hält sich an keine Statistik. Ein rückblickender Ausblick

von UWE RADA

Alle Jahre wieder kommt die Zeit der Wetterfrösche. Meistens schon Mitte Dezember gucken sie gen Himmel, zählen Wolken und Regentropfen und halten Ausschau nach der Wahrscheinlichkeit weißer Weihnachten. Sodann rechnen sie hoch und schön und prognostizieren den Schneefall in Prozentpunkten, die, je näher der Heiligabend rückt, immer geringer werden.

Schnee, den Traum der großen und kleinen Kinder, gab es in Berlin zuletzt 1986. 15 Zentimeter der weißen Pracht lagen auf beiden Seiten der Mauer und wurden sogleich mit Granulat hüben und Streusalz drüben bekämpft. Doch der Wunsch nach weißer Weihnacht ist nicht totzukriegen. Weil statistisch alle acht Jahre ein solches Ereignis eintritt, treten die Wetterfrösche schon seit 1993 auf der Stelle. Umsonst. Leise rieselt der Schnee, wenn überhaupt, im Reichstag.

Doch sie geben nicht auf! Im Norden und Osten Deutschlands muss die Hoffnung auf ein weißes Weihnachten noch nicht aufgegeben werden, meldeten gestern die Meteorologen und nannten als Schneefallwahrscheinlichkeit 20 Prozent. Bedenken dagegen formuliert das Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung in Garmisch: „Die Klimaentwicklung führt weg von der weißen Weihnacht.“ Stattdessen soll es Kälteeinbrüche demnächst im März und April geben.

Die taz, liebe Leserinnen und Leser, will sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. Wir setzen nicht auf weiß gefärbte Prognosen, nicht auf Statistiken des letzten Jahrhunderts, sondern auf Ihre Analysefähigkeit. Schauen Sie sich deshalb die Vorhersagen der vergangenen Jahre an, und entscheiden Sie selbst.

Oder werden Sie Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Wilmersdorf. Die muss Jahr für Jahr über einen Antrag des Berliner Skiverbands entscheiden, am Teufelsberg via Schneekanone und Fluchtlichtanlage Pistenzauber zu simulieren.

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