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In den Sand gesetzt

■ Nach Wankums Insolvenzantrag: Senat setzt bei Arena aufs Prinzip „Weiter so“

Erst wird der Super-Airbus vom Gericht auf Eis gelegt, dann funkt der Arena-Investor SOS. Den Hamburger Großprojekten, von der Wirtschaftsbehörde mit aller Macht gefördert, geht zum Jahresende die Puste aus. Offiziell wird bei der Arena zwar alles versucht, Panik zu vermeiden, doch der Insolvenzantrag von Investor Andreas C. Wankum bringt das 152-Millionen-Mark-Projekt ins Schlingern.

Wankum hat als Privatmann Insolvenz angemeldet, schließt aber nicht aus, dass er diesen Schritt auch mit seiner Firma Deuteron tun wird. Aus dem Arena-Projekt, das eng mit seinem Namen verknüpft war, steigt er aus und überlässt das Feld dem finnischen Mitinvestor Harry Harkimo. Der will nach wie vor im Januar mit dem Bau im Volkspark beginnen.

Das ist auch der Stand, den die Hamburger Politik jetzt beschwört. Die Entwicklung sei zwar „bedauerlich, berührt aber nicht den Arena-Bau“, hing sich Bürgermeister Ortwin Runde im Hamburger Abendblatt mächtig aus dem Fenster. Da hängen bereits der Wirtschaftssenator und die beiden Regierungsfraktionen. GAL-Fraktionschefin Antje Möller sieht noch „keinen Hinderungsgrund für eine Realisierung, und ihr SPD-Kollege Holger Christier bekräftigte das „Weiter so“: „Hamburg braucht eine Arena.“

Die Karawane zieht weiter, Wankum bleibt im Wüstensand zurück. Und hat den Schuldigen für seine Finanzmisere schon ausgemacht: Es ist HSV-Präsident Werner Hackmann, der Wankums Anteile am Volksparkstadion in der Vorwoche gekündigt und dessen finanzielle Lage dadurch dramatisch verschlechtert hatte. Der Sportverein hatte damit darauf reagiert, dass Deuteron Geldforderungen des HSV wegen des überteuerten und verspäteten Baus des Volksparkstadions nicht erfüllt hatte. Wankum erwägt nun, den HSV zu verklagen. Hackmann gibt sich gelassen: Das Wankum-Desaster tue ihm zwar persönlich leid, „doch als Vertreter des HSV darf es für mich keine Sentimentalitäten geben“.

Wankum hat derweil noch einen Ausstieg offeriert: Der von der Insolvenz bedrohte ist bislang noch Schatzmeister der Hamburger CDU. Er hat seinen Rücktritt von dem Amt angeboten. Nicht, dass die CDU am Ende auch im Wüstensand... Peter Ahrens

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