: Zu breit für die S-Bahn-Tür
■ Vollbierstreit im April: Warum im neuen Volksparkstadion HSV-Fans keinen über den Durst trinken dürfen
Im Rückblick muss man sich für manche Dinge einfach schämen. Nehmen wir zum Beispiel die Bürgerschaft: Im Hamburger Parlament wurde im April allen Ernstes über den Ausschank von sogenanntem Vollbier im Volksparkstadion debattiert. Die steilen Tribünen, so ein Argument, würden zur gefährlichen Falle für betrunkene HSV-Fans. Außerdem pöbeln die angeblich, wenn sie einen über den Durst getrunken haben. Selbst die Regenbogen-Gruppe stimmte ausnahmsweise in völliger Einigkeit SPD-Innensenator Hartmuth Wrocklage zu, dass alles andere als Light-Bier zu schweren Verletzungen oder Entgleisungen führen könnte. Dass die VIPs in den Logen weiterhin und bis heute den vollen Alk-Gehalt im Gebräu kredenzt bekommen – wer sich einen solchen Glaskasten leisten kann, hat automatisch einen sicheren Schritt – schien dabei ebenso wenig zu stören wie der ungehemmte Genuss, der ausgerechnet am Millerntor weiterhin erlaubt ist.
Die Parlamentarier scheinen aber alle nicht sehr häufig mit dem ÖPNV in den Volkspark zu fahren. Sonst wüssten sie, dass etliche Fans schon vor Spielbeginn so breit sind, dass sie kaum noch die Tür einer S-Bahn treffen. Von denen hat sich bislang noch keiner das Genick gebrochen. Das gilt übrigens für Anhänger beider Vereine.
else / Foto: Stephan Pflug
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