Ride with the Devil

USA 1999, Regie: Ang Lee; mit Skeet Ulrich, Tobey Maguire, Jewel u.a.; 138 Min.

Trotz großer Bilder, Schlachtszenen und attraktiver Jungstars in den Hauptrollen ist Ang Lees (“Der Eissturm“) dritte amerikanische Produktion alles andere als ein verklärtes Heldenepos über den Bürgerkrieg. Dem Taiwanesen Lee scheint keine Epoche, kein Land und kein Milieu auf der Welt fremd zu sein. So dürfte es auch keinen wundern, den stofflich so umtriebigen Regisseur hier 1862 im Getümmel des amerikanischen Bürgerkrieges anzutreffen.

Jenseits des Historien-Pomps wie etwa in „Der Patriot“ bewegt sich dieser Film eher im diffusen Dickicht des territorialen Grenzbereichs und der moralischen Grauzone. Die Demarkationslinie zwischen den Nordstaaten und dem abtrünnigen Süden entsprach damals dem Grenzverlauf zwischen den Staaten Kansas und Missouri, wo sich nicht nur die offiziellen Armeen gegenüberstanden, sondern auch zahlreiche kleine Guerilla-Trupps operierten, die wie die „Jayhaws“ mit dem Norden oder die „Bush-wackers“ mit dem Süden sympathisierten, gleichzeitig aber auch ihre eigenen Ziele verfolgten.

Zu letzteren stoßen auch die Jugendfreunde Jake (Tobey Maguire aus „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) und Jack (Skeet Ulrich aus „Scream“), der eine Sohn armer deutscher Einwanderer, der andere Sproß einer reichen Dynastie von Plantagenbesitzern. Schnell lernen beide, wie man kämpft, mordet und plündert - und wie man seine Ideale verliert. Ebenso ergeht es dem Sklaven Daniel, der an der Seite des weißen George kämpft. Ihre Desillusion steht im Mittelpunkt, als die Bushwackers ihrem gewalttätigem Ende entgegenreiten..

Ang Lees Film ist eine aufregende Chronik der Freundschaft zweier Männer, die sich auf der falschen Seite der Kampfeshandlungen wiederfinden. Übrigens startet nächste Woche schon wieder ein Ang-Lee-Film: „Tiger & Dragon“, ein Martial-Arts-Leckerbissen, der überall auf grenzenlose Begeisterung stößt, wie z. B. bei dem Kritiker der „New York Times“, der schrieb: „Das Gefühl, man müsse nach jeder zweiten Szene aufstehen und applaudieren.“ Und das bei einem Kung-Fu-Movie!

Blow Up, Eiszeit, Filmkunst 66 Kino 1/2