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Ja, wer ist denn das?

Mit einem Suchbild preist die katholische Kirche ihre Schwangerschaftsberatung an (genau, die ohne Schein). Eine Betrachtung von Embryonal- und anderen Haltungen

BERLIN taz ■ So sieht also eine frauenfeindliche Werbung aus. Mit diesen ganzseitigen Anzeigen wirbt die katholische Kirche seit vorgestern in mehreren Tageszeitungen für ihre Mütter-bevorzugt-Schwangerenberatung.

Aber nicht etwa die züchtige Nacktheit stört katholische und evangelische Kirchenverbände. Sondern dass Frauen derart (mit geschlossenen Augen, embryonal in einem diffusen, dunklen Raum zusammengekrümmt) als „unmündig und entscheidungsunfähig“ präsentiert würden, darüber maulen diverse Kirchendamen. „Kann eine nackte Frau denn nicht mit geschlossenen Augen Entscheidungen fällen?“, muss man da doch wohl zurückfragen. Wir meinen: Ja.

Aber geht es der katholischen Kirche überhaupt darum? Oder zeigt sie nicht lieber diese schläfrige Grazie anstelle eines Embryos, weil sie sonst ihre Kundschaft auf den heiklen Punkt des amtskatholischen Angebots stoßen würde: „Wer stellt hier eigentlich die Schwangerenberatungsscheine aus?“ Wir meinen wiederum: Ja. Frauenfeindlich ist das Anzeigenmotiv bestimmt nicht. Frauenfeindlich ist eher die Tatsache, dass mündigen und entscheidungsfähigen Frauen die Entscheidung von der katholischen Kirche ohnehin abgenommen wird, denn den Schein für eine Abtreibung darf sie ja nicht mehr ausstellen. Insofern ist die Anzeige nur konsequent: Sie konnte gar nichts anderes zeigen als die (von einer großen, großen Familie?) träumende Frau im Kirchenbauch.

„Donum Vitae“, die Schwangerschaftsberatung katholischer Laien, berät übrigens einfach „ergebnisoffen“ weiter und hat die Anzahl der Konfliktstellen sogar spornstreichs erhöht. Da kann man nur froh sein, dass noch keine entsprechende laienhafte Anzeigenkampagne gegengeschaltet wurde. Denn wie soll man nur das Thema ohne unmündige, nackte Frauen, ungeborene oder geborene Kinder oder Kreuze jeglicher Art darstellen? Ein Glück, dass die katholischen Laien das nicht nötig haben. Der Bedarf an Beratungen ist auch ohne Werbekampagnen ungebrochen.

JENNI ZYLKA

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