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10.000 Cottbuser gegen rechts

Größte Demonstration seit der Wende in der Lausitz-Stadt. Ministerpräsident Stolpe sieht den Beweis erbracht, dass Cottbus nicht von „hirnverbrannten Nazis“ beherrscht wird

COTTBUS ap ■ Nach den jüngsten antisemitischen und fremdenfeindlichen Übergriffen in Cottbus haben gestern tausende Demonstranten gegen rechte Gewalt protestiert. Etwa 10.000 Menschen nahmen an der Kundgebung am früheren Standort der Synagoge teil. Zuvor waren sie nach einem Mahngottesdienst in der Nikolaikirche schweigend durch die 108.000- Einwohner-Stadt marschiert.

Zu der Aktion hatten die Evangelische Kirche und mehrere Bürgerinitiativen aufgerufen. Die Demonstration war nach Angaben der Veranstalter die größte in Cottbus seit der Wende in der DDR 1989. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte auf der Kundgebung, die Demonstration zeige, dass Cottbus nicht von „hirnverbrannten Nazis“ beherrscht werde. Auch der Vorsitzende des Brandenburger Aktionsbündnisses gegen rechte Gewalt, Rolf Wischnath, sah in der großen Beteiligung ein Zeichen dafür, dass Cottbus und die Lausitz nicht der „braun-schwarze Arsch der Nation“ seien. Der Cottbuser Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) forderte die Bürger zu mehr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit auf.

Martina Münch von der Bürgerinitiative „Cottbusser Aufbruch“ sagte unter Anspielung auf Politiker-Forderungen nach mehr Zivilcourage: „Wir brauchen nicht nur einen Aufstand der Anständigen, sondern auch einen Aufstand der Zuständigen.“ Wischnath sagte, auch große Kundgebungen könnten „niemanden davon abhalten, den Neonazis klammheimlich Beifall zu klatschen. Aber es ist gut, dass so viele Menschen hinter dem Ofen vorgekommen sind und ihren Protest zeigen.“

In der vergangenen Woche hatten vier Skinheads in einer Cottbuser Straßenbahn ausländerfeindliche Parolen gegrölt und fünf Menschen verprügelt. Die Cottbuser Polizei war zuletzt in die Kritik geraten, weil ein Beamter nach der Todesdrohung gegen ein jüdisches Ehepaar „Schutzhaft“ angeboten hatte.

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