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Nanny macht Ärger

Die US-Arbeitsministerin in spe Linda Chavez beschäftigte eine Illegale. Bush hält an Kandidatin fest

WASHINGTON taz ■ Die designierte Arbeitsministerin des neuen US-Präsidenten George W. Bush ist nun nicht nur wegen ihrer öffentlich geäußerten Positionen, sondern auch wegen möglicher Gesetzesverstöße unter Beschuss geraten. Linda Chavez hat zwischen 1991 und 1993 eine Frau aus Guatemala in ihrem Haus beherbergt, die keine Aufenthaltserlaubnis für die USA besaß. Marta Mercado, die Einwanderin, sagte jetzt dem FBI, sie habe von Chavez in jener Zeit etwa 1.500 Dollar erhalten und gelegentlich Arbeiten im Haushalt verrichtet.

24 Stunden war aus dem verunsicherten Bush-Lager kein Kommentar zu bekommen, dann stellte sich der designierte Präsident hinter seine Kabinettskandidatin. Bill Clinton stand vor seinem Amtsantritt vor vergleichbaren Problemen, zwei Kandidatinnen für das Justizministerium mussten wegen eines ähnlichen „Nanny-Problems“ auf das Amt verzichten.

Linda Chavez ist eine von drei Nominierungen Bushs, die wegen ihrer ideologischen Ausrichtung auf Widerstand stoßen. Senator Ted Kennedy, der kommende Woche im Senat die Anhörung Chavez’ leiten wird, kommentierte, ihre Nominierung sei wegen ihrer „lange offensichtlichen Gegnerschaft zu grundlegenden Rechten der arbeitenden Bevölkerung sehr beunruhigend“. Chavez hat sich früher, als sie für die Reagan- und Bush-Administration tätig war und später als Zeitungskolumnistin, gegen einen gesetzlichen Mindestlohn (5,15 Dollar) und „affirmative action“, staatliche Maßnahmen zur Förderung von Frauen und Minderheiten, ausgesprochen. Als Arbeitsministerin müsste sie die Einhaltung dieser Bestimmungen überwachen.

Die kritische Frage ist jetzt, ob Chavez’ Verhalten als Musterbeispiel für den von Bush propagierten „Konservatismus mit Mitgefühl“ verkauft werden kann oder als Ausbeutung der Notlage einer Frau gesehen werden muss. Hat die designierte Arbeitsministerin der Guatemaltekin in einer schwierigen Phase ihres Lebens geholfen oder eben getan, was viele wohlhabende Haushalte im Umland Washingtons machen: sich aus dem großen Angebot zentralamerikanischer Einwanderinnen billige Hilfe zu besorgen und diese nicht dem Finanzamt zu melden? Chavez habe nach drei Monaten erfahren, dass die Papiere Mercados gefälscht waren und sie illegal im Land war. Spätestens dann hätte sie wissen müssen, dass sie gegen Gesetze der USA verstößt. STEFAN SCHAAF

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