: Streit um Heizung
Strom- und Fertigbaubranche kritisieren die geplante Energieeinsparverordnung. Zu Unrecht, sagt der BUND
BERLIN taz ■ Der Verband Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) bezweifelt den Nutzen der neuen Energieeinsparverordnung: „Sie garantiert weder Energieeinsparung noch einen verminderten Ausstoß von Treibhausgasen.“ Der VDEW sagte gestern, die Neuregelung werde kaum für einen Innovationsschub bei Öl- und Gasheizungen sorgen. Dafür verbaue sie entscheidende Optionen für alternative elektrische Heiztechniken wie Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung oder die energiesparende Elektro-Wärmepumpe.
Die neue Energieeinsparverordnung soll nach Vorstellung des Bundesbau- und Bundeswirtschaftsministeriums den Energieverbrauch von Neubauten um 30 Prozent senken.
Die Stromindustrie fürchtet die Neuregelung, weil darin nur der Primärenergieverbrauch eines Hauses zum Maßstab gemacht wird. „Elektroheizungen verbrauchen zwar im täglichen Einsatz ähnlich viel Energie wie Gas- oder Ölheizungen. Weil aber der Strom zum Teil in Kohlekraftwerken erzeugt wird, ist der Primärenergieverbrauch etwa dreimal so hoch“, sagte BUND-Energieexperte Klaus Traube gegenüber der taz.
Derzeit werden sieben Prozent des gesamten deutschen Stroms für die Heizung von Wohnungen und die Warmwasserbereitung verbraucht. Der BUND unterstützt die geplante Energieeinsparverordnung und fordert ihre zügige Einführung. Da das Gesetz auch vom Bundesrat verabschiedet werden muss, appellierte der BUND an die Länder, „nicht als Anwalt kommerzieller Interessen der Stromwirtschaft gegen technisch fortschrittlichen Umweltschutz zu agieren“.
Der Bundesverband Deutscher Fertigbau sagte, die geplante Energieeinsparverordnung schade der Umwelt. Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas bemängelte, dass sich der Häuslebauer aussuchen könne, ob er lieber eine gute Wärmedämmung oder eine hocheffiziente Heizungsanlage einbaue. Das eine könne das andere ausgleichen, um auf den vorgegebenen Richtwert für ein Haus zu kommen. Er sieht die Konkurrenz mit der Verordnung bevorzugt: „Die Bundesregierung gibt damit dem Massivbau die Möglichkeit, ohne zusätzliche Wärmedämmung auszukommen.“ Dies sei eine Abkehr von den bisherigen Bemühungen um eine maximale Verringerung des Kohlendioxidausstoßes.
Klaus Traube vom BUND sieht dieses Problem nicht. Zwar sei der Wärmedämmkoeffizent jeder einzelnen Wand nicht mehr explizit geregelt, dafür aber ein Grenzwert für die gesamte Wärmeabstrahlung des Hauses festgelegt. „Für den Klimaschutz zählt allein der Primärenergieverbrauch.“
HOLGER DAMBECK
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