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■ ÖkolandbauStrenge Regeln, häufige Kontrollen

Wenn Öko drauf steht, ist dann auch Öko drin? In der Regel schon. Denn für den ökologischen Landbau gelten strenge Richtlinien. Europaweit werden gesetzliche Mindeststandards seit 1993 durch die EU-Ökoverordnung garantiert. Nur was nach diesen Bestimmungen produziert wird, darf unter den Bezeichnungen „bio“ oder „öko“ verkauft werden. Alte Produktbezeichnungen mit den Worten „bio“ oder „öko“, die der Verordnung nicht entsprechen, müssen bis 2003 geändert werden.

Strenger als die europäischen Kriterien sind die privatrechtlichen Vereinbarungen der Verbände für ökologischen Landbau wie Bioland oder Demeter. Darin sei vom Pflanzenbau über Tierhaltung bis zur Lagerung und Verarbeitung der Produkte „alles haarklein geregelt“, sagt der Bioland-Bundesvorstand Thomas Dosch. Grundsätzlich wird der Betrieb dabei als eine Einheit verstanden. Die Produktion sollte einen Kreislauf bilden: Das Futter für die Tiere wird selbst angebaut, Mist und pflanzliche Abfälle fördern umgekehrt die Bodenfruchtbarkeit. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger sind verboten, genauso wie Hormone und gentechnisch verändertes Saatgut. Der Demeter-Verband fördert seit einiger Zeit gezielt die kostenintensive Entwicklung von eigenem Saatgut, um nicht den marktbeherrschenden Multis ausgeliefert zu sein. Einige Getreide- und Möhrensorten stehen kurz vor der Zulassung.

Tiere müssen genügend Auslauf haben und dürfen keinesfalls ganzjährig im Stall gehalten werden. Pflicht ist eingestreutes Stroh auf den Liegeplätzen der Rinder. Die Zahl der Tiere, die ein Ökolandwirt halten darf, richtet sich nach der Größe des Hofes: Es muss gewährleistet sein, dass der Mist auf die Felder ausgebracht werden kann und so wieder in den natürlichen Kreislauf gelangt.

Kontrolliert werden die Richtlinien durch EU-Kontrollstellen, die jeden Betrieb mindestens einmal im Jahr von oben bis unten untersuchen. Dabei werden neben den EU-Kriterien auch die Verbandsstandards kontrolliert. Zwanzig Prozent der Betriebe werden außerdem stichprobenartig überprüft. Verstöße gegen die Bestimmungen seien allerdings gering, sagt Dosch. Die Umstellung auf Ökolandbau sei so aufwändig, dass sowieso „90 Prozent Überzeugungstäter“ seien.

Wie steht es aber um den Biobauern, dessen Nachbar in unmittelbarer Nähe Pestizide spritzt? Da könne es schon zu Belastungen kommen, so Dosch. Das Pflanzenschutzmittelrecht schreibe zwar Mindestabstände zu benachbarten Feldern vor, dagegen würde aber von konventionell arbeitenden Landwirten oft verstoßen. Daher führen die Verbände Rückstandsanalysen an den Produkten durch. Bioland könne aber nur dafür garantieren, dass seine Mitglieder keine Chemie verwendeten, so Dosch. Denn, so sagt er: „Öko-Landbau findet schließlich nicht unter einer Käseglocke statt.“ bebu

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