: Die Leude wolln, dass was passiert
■ In Gröpelingen wurde das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ vorgestellt / Eigeninitiative soll stärker gefördert werden
Gröpelingen, ach Gröpelingen. Wird zugepflastert mit EU-, bundes- und landesweiten Förderprogrammen und Bau-Senatorin Christine Wischer (SPD) lädt zu einer Auftaktveranstaltung des Programms „Soziale Stadt“ unter dem fröhlich-optimistischen Titel „Gröpelingen macht sich – weiter so!“ Dicht gedrängt sitzen die Vertreter-Innen von Ämtern und Organisationen am Dienstagabend auf dem Podium im Ohlenhof und sind von den Fortschritten des weiten Westens schwer begeistert.
Die circa 200 erschienenen Gröpelinger mit einem AusländerInnenanteil von unter einem halben Prozent haben genau drei Fragen. Erstens: Warum liegt in meiner Nachbarschaft noch so viel Müll rum? Zweitens: Warum liegt in meiner Nachbarschaft noch so viel Müll rum, und wie kann man den Ausländern die Mülltrennung beibringen? Drittens: Ein bischen Müll ist ja schon weg, aber warum liegt in meiner Nachbarschaft noch so viel Müll rum?
Gröpelingen ist seit letztem Jahr eine von bundesweit 209 „Sozialen Städten“ und dabei zusammen mit 15 anderen „Modellgebiet“, in denen das auf sechs Jahre angelegte Bund-Länder-Programm vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu) wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird. Das Programm hebt sich von anderen Stadtteilentwicklungs-Maßnahmen dadurch ab, dass verstärkt AnwohnerInnen direkt beteiligt werden sollen und kleinere Gebietseinheiten ins Visier genommen werden. Außerdem sollen die Mittel vorrangig nicht in städtebauliche, investive Vorhaben fließen, sondern in Projekte, die die Entwicklung von Eigeninitiative und höherer Lebensqualität durch Gemeinschaftlichkeit fördern.
„Thomas Franke, Mitarbeiter im difu kennt den „Gap zwischen dem, was man sich am Schreibtisch an schillernden Projektideen ausdenkt“ und dem was die AnwohnerInnen bewegt. „Die kommen immer erst mal mit Hundekot“, sagt Franke. Er hält das Konzept dennoch für das Sinnvollste, was zur Zeit auf den Schreibtischen liegt. Neben der Hoffnung, AnwohnerInnen langfristig in das Programm einzubinden, setzt er auf die geplante Zusammenarbeit verschiedener Ressorts. So ließen sich Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen mit Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsprogrammen kombinieren. Wenn der „Ressortegoismus“ keinen Strich durch die Rechnung mache, könnte sogar eine „stille Verwaltungsreform“ geschehen, die unbürokratischeres Vorgehen vor Ort ermögliche. „Das hängt allerdings ganz stark an dem Engagement Einzelner.“
Die Vorstellung der einzelnen Projekte und Initiativen am Dienstag zeigte, dass die bisherigen Programme durchaus Ideen verwirklicht haben. So hätte sich die Lebensqualität in dem ehemaligen „Katastrophengebiet“ Kulmer und Marienwerder Straße stark verbessert, seit es als besonders sanierungswürdiges Gebiet deklariert und behandelt wurde, sagte Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester. Allem Müll zum Trotz. ei
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