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Kabilas letzter Flug nach Simbabwe

Kongos gestürzter Präsident wurde nach dem Attentat auf ihn nach Simbabwe geflogen. Sein Tod ist jetzt allseits bestätigt, Beisetzung nächsten Dienstag. Aber sein Sohn und angeblicher Nachfolger hat sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet

von DOMINIC JOHNSON

Laurent-Désiré Kabila, der getötete Präsident der Demokratischen Republik Kongo, befindet sich in Simbabwe. Zwar ist unklar, ob er dort nach dem Attentat gegen ihn am Dienstagabend tot oder lebendig eintraf, aber das kongolesische Informationsministerium bestätigte gestern Nachmittag, dass er am Mittwoch gegen 17 Uhr dort gestorben sei. Die Leiche solle am Sonntag nach Kinshasa zurückgebracht und am Dienstag beigesetzt werden. Journalisten in Simbabwe berichteten gestern einhellig, die kongolesische Präsidentenmaschine stehe auf dem Flughafen der Hauptstadt Harare. Das Eingeständnis von Kabilas Tod folgte auf ein tagelanges Verwirrspiel.

Der simbabwische Verteidigungsminister Moven Mahachi hatte Kabilas Tod bereits am Mittwoch bestätigt. „Er ist tot, es war Mord“, sagte er laut der Nachrichtenagentur Ziana. Diese meldete, Kabila sei von einem Leibwächter mit fünf Kugeln getroffen wurden. Der Leibwächter sei erschossen worden, Kabila sei schwer verwundet in ein Flugzeug gelegt und nach Simbabwe geflogen worden – „aus Sicherheitsgründen, damit das Volk ruhig bleibt“, wie es hieß. Unterwegs sei er gestorben. Danach hatte Kongos Botschafter in Simbabwe Kabilas Tod dementiert und behauptet, der Präsident befinde sich in der Obhut kongolesischer Ärzte. Eine für gestern angekündigte ausführliche Erklärung der simbabwischen Behörden war daraufhin zurückgezogen worden.

Nun ist das Verwirrspiel zu Ende, aber das Kabila-Lager hat offenbar keine Idee, wie es im Kongo weitergehen soll. Der neue Machthaber Joseph Kabila, Sohn des getöteten Präsidenten, hat immer noch keine öffentliche Erklärung abgegeben. Ursprünglich hatte es geheißen, auch er sei dem Attentat gegen seinen Vater zum Opfer gefallen. Die Fernsehaufnahmen, die von ihm am Mittwoch ausgestrahlt wurden, waren undatiert. Gestern Nachmittag bestätigte jedoch Belgiens Regierung, Joseph Kabila existiere durchaus. Er sei „lebend und wohlauf“, und man habe „konstruktive Kontakte“ mit ihm.

Während Kinshasa schweigt, haben Kongos Rebellen gedroht, eine Regierung unter Joseph Kabila nicht anzuerkennen. „Wir werden nicht hinnehmen, dass man jemanden in Kinshasa einsetzt, ohne das die bewaffnete Opposition konsultiert wurde“, sagte Jean-Pierre Ondekane, Militärchef der von Ruanda unterstützten Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie). Er verlangte die Einberufung eines nationalen Dialogs und die Bildung einer Übergangsregierung.

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