„Alle reden nur über Aktien und Autos“

Warum die Studentin Andrea Keuchen sich kein Fahrrad kaufte, sondern taz-Genossin wurde

taz: Frau Keuchen, warum sind Sie taz-Genossin?

Andrea Keuchen: Viele alternative Projekte scheitern an der Ökonomie. Ich dachte: Wenn jetzt auch noch die taz verschwindet ...

Was dann?

... dann wäre das wirklich schlimm. Das Scheitern der taz wäre eine Bestätigung für all die, die nichts anders machen wollen. Ich will nicht, dass die bestätigt werden.

Was wollen Sie?

Ich komme aus der ökologischen Ecke. In anderen Zeitungen steht nur was über Börse oder Autofahren. Nichts über Ökologie und Moral. Ich finde das Politisch-Moralische der taz sehr wichtig. Das fand ich auch bei den Grünen immer wichtig.

Fand?

Als die Grünen in die Regierung kamen, dachte ich einen Moment, alles wird gut. Dann kam der Kosovokrieg usw. Na ja.

Was folgt daraus für die taz?

Die taz muss noch retten, was die Grünen nicht erreicht haben oder erreichen wollen. Das unterstütze ich.

Sie sind Studentin. Haben Sie Geld übrig?

Nein. Ich habe kein Auto. Ich wollte mir ein teures Rad kaufen. Aber dann wurde mir mein altes geklaut. Deshalb beschloss ich, mir ein billigeres zu kaufen. Ich dachte, unterstütze ich mit dem gesparten Geld lieber die taz.

Und inzwischen haben Sie sogar aufgestockt.

Ja, da hatte ich nach langer Zeit Bekannte getroffen, die mir erzählten, sie hätten sich gerade ein Auto gekauft. Andere redeten nur über ihre Aktien. Keiner über Umwelt, soziale Gerechtigkeit oder Solidarität.

Und?

Und da hatte die taz gerade darüber einige sehr gute Artikel.

Wie ist Ihr momentanes Verhältnis zur taz ?

Entspannt. Über zynische Artikel rege ich mich auf. Aber dann denke ich bei einigen Artikeln wieder: Genau! Was die taz über Ökologie, Dritte Welt und manchmal über soziale Sachen schreibt, finde ich gut und wichtig.

Warum muss taz sein?

Weil sie versucht, auf der richtigen Seite zu stehen.