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zahl der wocheChiquita vor der Pleite

Bananenkönigs letzte Schlacht

„Wen macht die Banane krumm?“, fragte die Bananen-Kampagne Mitte der 90er-Jahre. „Die Plantagenarbeiter.“ Und wies mit ihren Plakaten auf deren Arbeitsbedingungen hin: keine soziale Sicherung, kein Schutz vor Pestiziden, keine Mitspracherechte im Unternehmen. Gut fünf Jahre später könnten die Kampagneros – womöglich mit einer gewissen Häme – hinzufügen: „Und die Konzerne auch.“ Chiquita, schon fast ein Synomym für Banane, steckt in der Krise. Der US- Konzern zahlt seit letzter Woche Schulden in Höhe von 862 Millionen Dollar nicht zurück. Insgesamt muss Chiquita Kredite von über einer Milliarde Dollar bedienen.

Schuld an der Krise ist angeblich die EU: Sie führte 1993 ein Quotensystem ein, das die Freizügigkeit der krummen Frucht stark einschränkte. EU-Bananen haben den Vorzug vor den süßeren Verwandten aus Südamerika, Mittelamerika und der Karibik. Seitdem rutschte der Marktanteil von Chiquita in Deutschland von 40 auf unter 20 Prozent. Gerutscht sind auch die Aktienkurse: Seit 1999 sanken sie um 80 Prozent – auf derzeit mickrige 1,56 Dollar. Das dürfte vor allem Firmenchef Carl Lindner bekümmern, einen einflussreichen Washingtoner Lobbyisten, der fast die Hälfte der Aktien besitzt.

Die Nähe zu Washington hat Tradition: Ex-US-Außenminister John Foster Dulles war Firmenanwalt, Bruder Alan Dulles Firmenchef bei Chiquita, bevor er Leiter des US-Geheimdiensts CIA wurde. Auch in Zentralamerika, wo Chiquita seit dem 19. Jahrhundert Plantagen errichtete, hatten die Bananenkönige großen Einfluss. Chiquita – damals noch United Fruit – finanzierte in Zentralamerika Parteien, Killer und Präsidentschaftswahlen. Dabei ging es weniger um Politik als darum, den mit der Opposition kooperierenden Bananenkonkurrenten Standard Fruit (Dole) auszuschalten. KATHARINA KOUFEN

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