unterm strich:
Mehr als 100 Rollen für insgesamt 33 Darsteller verlangt das neue Theaterstück von Botho Strauß. Damit schien „Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia“ wie gemacht für Peter Stein, was vor allem Stein selbst fand, der vor kurzem in Berlin bei einer Pressekonferenz angekündigt hatte, er werde das Stück im April mit seinem „Faust“-Ensemble uraufführen. Da hat er sich getäuscht. Denn wie der Spiegel in seiner heutigen Ausgabe berichtet, hat Botho Strauß das Erstnutzungsrecht nicht Stein überlassen, sondern dem Bochumer Intendanten Matthias Hartmann. Der freut sich. Hartmann halte das Stück für einen „großen Wurf“, heißt es. Es sei „ein gnadenloses, wunderbar poetisches Gesellschaftspanorama über die Liebe in den Zeiten der New Economy“. „Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia“ hat einen jungen Verleger zum Helden, der eine junge Autorin umgarnt und ihr glänzenden Starruhm verspricht, zugleich aber ums wirtschaftliche Überleben kämpft. Mit der geplanten Uraufführung finde die künstlerische Zusammenarbeit von Strauß und Hartmann ihre Fortsetzung, teilte das Schauspielhaus Bochum mit. Man darf vermuten, dass mit des Dichters Entscheidung dagegen eine andere Zusammenarbeit zweier Künstler an ihr Ende gekommen ist: Galten nicht Strauß und Stein seit ihren Schaubühnen-Zeiten als das Dreamteam des deutschen Theaters?
Willi Sitte wird seine Bilder nun in der Galerie Moritzburg in Halle zeigen – in enger Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, an dem gerade erst eine Ausstellung des Künstlers gescheitert war: „Das war mein Wunsch, damit es am Ende nicht im Bösen vor sich geht“, erklärte Willi Sitte in einem Interview mit dpa. Das Nürnberger Museum hatte im Dezember 2000 überraschend die Sitte-Ausstellung auf das Jahr 2003 verschoben, weil es noch Bedarf bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Person des Künstlers gebe. Bundesweit entfachte dies eine heftige Debatte über den ehemals hohen DDR-Kulturfunktionär. Sitte sagte angesichts der Querelen die Ausstellung in Nürnberg ab. Zur geplanten Exposition in Halle sagte Sitte: Es werde sicher nicht konfliktlos abgehen. Er wehre sich allerdings dagegen, dass in seiner Biografie herumgestochert und Unwahrheiten verbreitet werden: „Das lasse ich nicht zu.“ Die Direktorin der Galerie Moritzburg, Katja Schneider, sagte, die Retrospektive solle die Reibungspunkte und Kontroversen ansprechen, die Bestandteil von Sittes Werk und seiner politischen Rolle seien. Keinesfalls werde es eine unkritische Darstellung geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen