Emotionale Entscheidung

■ Anträge von Ausländern auf Einbürgerung haben sich vergangenes Jahr verdoppelt

In Hamburg haben 2000 doppelt so viele AusländerInnen einen Antrag auf Einbürgerung gestellt wie im Jahr zuvor. Damit liegt Hamburg als Bundesland an der Spitze, sagte gestern die Ausländerbeauftragte des Senats, Ursula Neumann. Rund 20.000 Akten liegen allerdings noch unbearbeitet in den Einwohnerämtern.

Nur zögerlich beantragen Eltern für diejenigen Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit, die in den 90er Jahren hier geboren wurden und deshalb Anspruch auf einen deutschen Pass haben. Neumann begrüßte, dass wahrscheinlich morgen das Bundeskabinett eine Verlängerung der Antragsfrist für diese Kinder um zwei Jahre und eine Reduzierung der bisherigen Kosten in Höhe von 500 Mark beschließen wird.

Die Ausländerbeauftragte forderte von den MitarbeiterInnen der Behörden, ihrer Informationspflicht gegenüber Ausländern nachzukommen. Beispielsweise erfüllen MigrantInnen, die eine Aufenthaltsberechtigung bekommen, auch die Voraussetzungen für eine Einbürgerung – was ihnen oft vorenthalten wird. „Meine künftige Arbeit“, kündigte Neumann an, „wird sich auf die Bezirke richten, um dieses Ziel weiter zu verfolgen.“

Eine von der niedersächsischen Ausländerbeauftragten initiierte Umfrage unter MigrantInnen habe ergeben, dass sich diese nur für einen deutschen Pass entscheiden, wenn sie sich in der Bundesrepublik zugehörig fühlen. Die Entscheidung sei „hoch emotional“ und weniger von objektiven Verbesserungen wie Reisefreiheit und Wahlrecht abhängig. ee