Vorsichtiges Flirten mit der Telekom

■ Der Kooperationsvertrag zwischen dem Land und dem Kommunikationsriesen ist noch nicht richtig in Gang gekommen / Die Bremer SPD rührt die Werbetrommel

Magenta – was für ein Wort. Das Konversationslexikon führt Magenta geradewegs zwischen „Magensteine“ und „Magenwurmseuche“ und definiert es schnöde als „rote Druckfarbe“. Rote Druckfarbe, also bitte. Knallpink, das passt schon eher. Magenta ist Telekom. Und Telekom ist Bremen, spätes-tens seit dem Kooperationsvertrag, den Land und Unternehmen im Herbst geschlossen haben. Zehn Millionen wollen beide jährlich bis 2005 investieren, in Innovatives, in kleine und mittelständische Unternehmen mit guten Ideen. So richtig in Schwung gekommen ist das Projekt noch nicht – Grund für die Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in der SPD (AGS), Reklame für die Sache machen zu lassen. Am Mittwochabend traf man sich im World Trade Center, um sich den Vertrag erläutern zu lassen.

Bremen nimmt seine beizusteuernden 25 Millionen aus dem 100 Millionen umfassenden Landessonderprogramm „Bremen in T.I.M.E.“, das Strukturwandel in Richtung Neue Medien fördern soll. Projekte wie die web-Points, die Schulen auch nachmittags zum Anlaufpunkt machen sollen, oder eine Internet-business-Plattform für die Logistikbranche zählen zu verwirklichten Ideen im Bereich von Telelearning, oder aber eine Kopie eines in Papenburg schon existierenden Ärztenetzes zu den geplanten Vorhaben. Es könnten mehr sein, das ließen Jürgen Hol-termann, Wirtschaftsfachmann in der Senatskanzlei, sowie Hans Jesse, Chef der Bremer Telekom-Kundenniederlassung, durchblicken. Man sei, bekannte Jesse, „auf Projektsuche“. Das Problem liegt aber auch an anderer Stelle: Ein Auswahlgremium, besetzt mit Senats- und Telekomvertretern, muss die eingehenden Ideen „qualifiziert“ bewerten. In den drei Monaten des Vertragsbestehens hat dieses Gremium drei Mal getagt.

„Wir müssen“, benannte Holtermann gleich die nächste Schwierigkeit, „die Inhalte in der mittelständischen Wirtschaft vermitteln“. Und appellierte: „Wenn Sie Ideen haben, aber nicht wissen, ob sie in diesen Rahmen passen, fragen Sie die BIA.“ Die Bremer Innovations-Agentur, eine Tochter der Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG), informiert über Kriterien und nimmt – keine Verwaltung ohne Formulare – „Projektblätter“ an.

Man solle das Ganze doch einfach anders nennen, fand ein Zuhörer: ein „Flirtprogramm mit der Telekom“ ermögliche der Vertrag einerseits, die Telekom könne andererseits so „Zulieferer suchen, ohne dass sie sich selbst committen (frei: engagieren, Anm. d. Red.) müssen.“ Da wäre „Ihnen der Erfolg nicht ungewiss.“ sgi