piwik no script img

Gedenken an NS-Opfer

Politiker fordern Engagement der Wirtschaft für Entschädigung. Tausende gedenken Holocaust-Opfer

BERLIN afp ■ Aus Anlass des Holocaust-Gedenktags am Samstag haben zahlreiche Politiker die Wirtschaft aufgefordert, ihren Verpflichtungen bei der NS-Zwangsarbeiter-Entschädigung nachzukommen. Bundestagspräsident Thierse (SPD) nannte das „Gezerre“ um den Entschädigungsfonds bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin auf dem Gelände des geplanten Holocaust-Mahnmals eine „Schande“. Er appellierte an die Unternehmen, die ihren Beitrag noch nicht geleistet haben, „endlich, endlich ihrer moralischen Pflicht nachzukommen“.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Zwangsarbeiterentschädigung, Otto Graf Lambsdorff, sagte der Welt am Sonntag (WamS), er rechne mit den ersten Auszahlungen im April. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die zuständige New Yorker Richterin die letzten Sammelklagen gegen deutsche Banken in den nächsten sieben bis zehn Tagen ablehnen werde. Mit den Entschädigungen könne erst begonnen werden, wenn Rechtssicherheit für die deutschen Unternehmen hergestellt sei. Lambsdorff mahnte die Wirtschaft, ihren Anteil am Entschädigungsfonds von fünf Milliarden Mark möglichst schnell bereitzustellen.

Der Münchner Opferanwalt Michael Witti forderte die deutsche Wirtschaft in der WamS auf, mit der Entschädigung sofort zu beginnen. Dies würde „eine positive Stimmung vor amerikanischen Gerichten“ erzeugen. Witti hielt der Wirtschaft vor, die Zahlungen verzögern zu wollen.

Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, bezeichnete es als „unerträglich und skandalös“, dass die deutsche Wirtschaft ihr Geld immer noch nicht komplett aufgebracht habe.

Die meisten Gedenkfeiern gab es in Deutschland und Italien. In Großbritannien wurde der Holocaust-Gedenktag erstmals begangen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen