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Peres sagt nicht „nein“

Der israelische Friedensnobelpreisträger kann sich unter bestimmten Bedingungen eine große Koalition unter Scharon vorstellen. Geringe Wahlbeteiligung in Israel

BERLIN taz/rtr ■ Der israelische Friedensnobelpreisträger Schimon Peres schließt eine Koalition mit dem rechtsgerichteten Likud unter Ariel Scharon nicht grundsätzlich aus. In einem Interview mit der taz nennt Peres als Bedingung ein gemeinsames politisches Programm. „Entscheidend ist der Friedensprozess und die Fortsetzung der Osloer Verträge“, sagte Peres, der Mitglied der Arbeitspartei ist.

Bei den gestrigen Wahlen eines neuen Ministerpräsidenten zeichnete sich eine geringe Beteiligung ab. Laut Wahlkommission ging bis zum Mittag nur ein Viertel der vier Millionen Wahlberechtigten zur Stimmabgabe. Traditionell ist die Wahlbeteiligung in Israel hoch.

In den hauptsächlich von palästinensischen Israelis bewohnten Gegenden suchten besonders wenige Menschen die Wahlbüros auf. Viele sind verärgert über das harte Vorgehen des bisherigen Ministerpräsidenten Ehud Barak gegen die aufständischen Palästinenser in den besetzten Gebieten. Seit Ausbruch der Unruhen Ende September sind mindestens 383 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Palästinenser.

Eine niedrige Wahlbeteiligung geht auf Kosten Baraks. Letzten Umfragen zufolge war es so gut wie sicher, dass Scharon die Wahlen mit einem deutlichen Vorsprung gewinnt.

Die Palästinenser hatten gestern einen „Tag des Zorns“ ausgerufen. In Ramallah im Westjordanland verbrannten Demonstranten Bilder von Barak und Scharon. Israelische Soldaten setzten Tränengas gegen Steinewerfer ein. Palästinensische Händler schlossen aus Protest für mehrere Stunden ihre Geschäfte. Die israelische Armee hatte das Westjordanland und den Gasa-Streifen abgeriegelt, nachdem die radikale Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad mit Anschlägen auf Ziele in Israel gedroht hatte.

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