piwik no script img

die familiengeschichte

Liebls in Bayern, Liebls in Togo

Der Straubinger Arzt Fritz Liebl (Foto links) hat zwei Familien gegründet: 1908 in Togo und nach seiner Rückkehr in Bayern. Zu einem Treffen kommt es erst 1973, als Fritz Liebl junior nach Togo reist. Im Flugzeug sagt ihm ein Mitarbeiter des Goethe-Instituts: „Ich kenne bei uns in Togo auch einen Herrn Liebl. Er ist sehr hellhäutig und arbeitet am Krankenhaus.“ Als Fritz junior besagten Johann (Jean) Liebl trifft, liegt der im Sterben. Perplex ist der Gast, als er das Foto über dem Totenbett sieht. Es zeigt Fritz seniors erste Frau Kokoé Edith mit Sohn Johann. Das gleiche Foto hat Fritz junior im Nachlass seines Vaters gefunden. Der Tote muss sein Halbbruder sein. Fritz junior finanziert seinen Neffen Deutschkurse und reist noch einmal nach Togo. Nach seinem Tod bricht der Kontakt zwischen den Liebls in Bayern und den Liebls in Togo ab – bis Jeans Sohn Gerson (Foto unten) 1991 nach Deutschland kommt. Die deutschen Verwandten verhalten sich eher reserviert, als Gerson die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. „Wir haben nichts gegen Gerson“, sagt seine Cousine Petra Anfang 1999 der Berliner Zeitung. „Aber wie sollen wir bezeugen, dass die damalige Ehe rechtmäßig war?“ Gerson betont immer wieder: „Ich werde keinerlei erbrechtliche Ansprüche stellen.“ Ihm zufolge haben seine Verwandten seit etwa drei Jahren nicht mehr auf seine Anrufe und Briefe reagiert, was er sehr bedauert.

3Sat zeigt heute einen Dokumentarfilm von Michael Verhoeven über den Fall Liebl (23 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen