Begegnung mit dem Eros kosmischer Art

Wenn die Nasa-Sonde „Near-Shoemaker“ heute mit dem Asteoriden Eros anbandelt, wird sie das kaum überstehen

BERLIN taz ■ Sie ist auf Kollisionskurs mit einem Asteroiden – die Nasa-Sonde „Near-Shoemaker“. Zum Ablauf ihrer fünfjährigen Mission soll sie heute Abend (mitteleuropäischer Zeit) auf dem Asteroiden Eros „landen“. Das historische Rendezvous endet vermutlich mit Totalschaden. Zwar trifft die Sonde mit nur neun Stundenkilometern auf der Oberfläche auf; um dies zu überstehen, ist sie allerdings nicht konstruiert.

Nach Mond, Venus und Mars ist Eros erst das vierte Objekt im Sonnensystem, auf dem eine Sonde landet. Der kartoffelförmige Eros ist mit 33 Kilometern Länge und 13 Kilometern Durchmesser ein mittelgroßer Gesteinsbrocken im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, der überwiegend aus Silikaten besteht. Die Near-Sonde (Near Earth Asteroid Rendezvous) – im Beinamen nach dem Astronomen Eugene M. Shoemaker benannt – ist seit Februar 1996 im All und hat von Eros 160.000 Bilder übermittelt.

Die Nasa unternahm das mit 223 Millionen Dollar recht billige Projekt, weil selbst größere Asteroiden von der Erde aus kaum beobachtet werden können, ihre Beschaffenheit daher nur schwer feststellbar ist. Gerade die Zusammensetzung aber könnte über die Geschichte des Sonnensystems Auskunft geben: Asteroiden haben sich seit Bildung des Sonnenssystems vor 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert.

Near-Shoemaker näherte sich Eros letztes Jahr bis auf fünf Kilometer. Durch Spektralanalysen stellten die Forscher fest, dass Eros reich an Verbindungen ist, die Gold, Platin, Zink und Aluminium enthalten. Andere Beobachtungen werfen Rätsel auf. So zeigen einige Aufnahmen Felsbrocken, die offenbar langsam zerfallen – auf einem Himmelskörper ohne Atmosphäre und daher ohne Erosion. Als größte Überraschung gilt die Entdeckung, dass es auf Eros an manchen Stellen konstante Bewegungen gibt: Trotz der extrem niedrigen Gravitation, die nur ein Tausendstel der irdischen Schwerkraft beträgt, rutscht feinkörniges Material langsam in Kratermulden hinein. Zur Erforschung kleiner Objekte im Sonnensystem hat die Nasa noch andere Projekte: Die „Stardust“-Sonde soll 2004 Staub aus dem Schweif des Kometen Wild-2 einfangen und 2006 zur Erde zurückbringen. KENO VERSECK