: Gäste lenkten Boot
Das Verhältnis zwischen den USA und Japan wird durch neue Enthüllungen und einen weiteren Vorfall belastet
BERLIN taz ■ Zwei der drei Kontrollposten des US-amerikanischen Atom-U-Boots „Greenville“, das am Freitag vor Hawaii bei einem Notauftauchmanöver einen japanischen Fischtrawler versenkte, waren mit Zivilisten besetzt. Dies berichtete am Dienstag der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf anonyme Quellen im Pentagon. Bei dem Unglück kamen vermutlich neun Japaner an Bord des Fischereischulschiffes ums Leben.
Die zwei Zivilisten am Steuer und an der Ballastkontrolle des U-Boots gehörten zu einer Gruppe von 15 Unternehmern, die sich als Gäste auf dem U-Boot mit 130 Mann Besatzung befanden. Sie seien aber von Besatzungsmitgliedern beaufsichtigt worden, die auch das Sonargerät überwacht hätten. Laut CNN sei es üblich, dass Zivilisten – etwa Kongressmitglieder, Journalisten oder Vertreter von Gemeinden mit Stützpunkten – nicht nur bei Routinefahrten mit an Bord genommen würden, sondern auch bei solchen Notmanövern auf Kontrollposten sitzen dürften. Laut Pentagon, das die Identität der U-Bootgäste nicht preisgibt, habe deren Besuch nicht zu dem Unfall beigetragen.
Während die ersten Überlebenden inzwischen in Japan eintrafen, wuchs dort die Kritik an Premierminister Joshiro Mori. Der laut Umfragen ohnehin unbeliebte Premier hatte trotz des Schiffsunglücks seine Golfpartie nicht unterbrochen. Gestern meldete die Nachrichtenagentur Kyodo, dass ein Abgeordneter der Neuen Komeito, der zweitgrößten Partei in Moris Dreierkoalition, den Rücktritt des Premiers gefordert habe. Zwar gab Kyodo den Namen nicht preis, doch die Nachricht wirkte sich an der Tokioter Börse positiv auf den Nikkei-Index und den Kurs des Yen aus. Zuvor deutete bereits Moris Kabinettsminister an, dass der Premier sich falsch verhalten habe. Jetzt sollen die Verhaltensrichtlinien für Regierungsmitglieder bei Katastrophen geändert werden.
Derweil sorgt in Japan ein dort stationierter US-Marinesoldat für neue Spannungen im bilateralen Verhältnis. Okinawas Behörden werfen dem 23-jährigen Kurt Billie vor, zwei Restaurants angezündet zu haben. Er wird mit Haftbefehl gesucht, doch das US-Militär will ihn bisher nicht herausgeben. In den vergangenen Jahren trugen Gewaltakte von US-Soldaten in Okinawa dazu bei, dass die Bevölkerung die US-Basen loswerden will. Erst vergangene Woche musste sich der US-Kommandeur entschuldigen, weil er in einer E-Mail lokale Politiker beleidigt hatte.
SVEN HANSEN
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