■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Beraten statt putzen

Neulich in der Behörde. Kommen mir zwei schnieke Jungs entgegen. Wären mir glatt vorn Schrubber gerannt. „Hoppla“, sag' ich. „Na, junge Frau“, sagen die, „nicht so viel arbeiten.“ Na, besten Dank.

Roland Berger. Die waren garantiert von Roland Berger. Roland Berger, Unternehmensberater mit Dependancen in der ganzen Welt, verdient eine ganze Menge in unserem armen Ländchen: Acht Millionen Mark sollen Bergers Berater bekommen für die „Neuordnung der Aufgabenwahrnehmung“, oder zu deutsch: dafür, den Behördensäcken Beine zu machen. Acht Millionen – da muss 'ne alte Frau ganz schön lange für stricken. Und es ist längst klar, dass das nicht reicht. 1,2 Millionen hat ihnen das Sozialressort schon hinterhergeschoben – klar: was man einmal anfängt, soll man auch zu Ende bringen. Und damit nicht genug: Wenn Berger – Kosten pro Beraternase und Tag: 5.000 Mark, Kosten pro Rosi-Roland-Nase und Tag: 120 Mark – also nicht hinkommt, gibt es allein von Soziales bis zu vier Millionen Mark dazu. Damit hätte das Unternehmen Bremen schon zwölf Millionen abgeknöpft. Und was wird, wenn die Berater feststellen, dass sie auch in den anderen Bereichen nicht hinkommen mit dem Beratungsbedarf? Tja.

Weiß man sowas eigentlich nicht vorher? Oder weiß man sowas ganz genau? Roland Berger zumindest sieht die pekuniäre Zukunft seiner Firma vor allem im öffentlichen Sektor.

Neulich sagt ein Kollege zu mir, er wisse schon, warum unsere lieben Oberen die Berger-Leute engagiert hätten. Roland Berger hat 'ne Menge Einfluss. Auch in Berlin. Und wenn dann mal 2005 ist und Bremen ist, wie's wohl aussieht, längst nicht saniert, dann ist es doch gut, wenn bei Hofe einer ist, der sagt: ,Die haben sich aber bemüht, ich war schließlich dabei. Seid gnädig mit den Bremern. Gebt Geld.' Klingt logisch, oder? Man muss sich halt nur richtig verkaufen, denkt

Ihre Rosi Roland