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Drohanruf unter 110

Berliner Polizist, der verdächtigt wird, im vergangenen Sommer per Telefon einen Terroranschlag mit Toten angedroht zu haben, wird offenbar bald angeklagt

Es wird ernst für den Berliner Polizisten, der dringend verdächtig ist, im Juli vergangenen Jahres bei der Polizei in Potsdam einen Terroranschlag angedroht zu haben: Ende kommender Woche werden voraussichtlich die Ermittlungen gegen Dirk S. abgeschlossen sein, kündigte gestern die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Potsdam, Sigrid Komor, an. Ein Anrufer hatte wenige Stunden nach dem Anschlag in Düsseldorf vom letzten Sommer gedroht, dass es in Berlin Tote geben werde „wie im September 1980“. Damit war offensichtlich der Bombenanschlag eines Neonazis auf das Oktoberfest gemeint, bei dem 13 Menschen getötet worden waren.

Gegen den 30-jährigen Beamten, der im Landkreis Potsdam-Mittelmark wohnt, wird aufgrund des Drohanrufs unter der Notrufnummer 110 wegen Störung der öffentlichen Ordnung ermittelt. Weitere Ermittlungen gab es wegen Urkundenfälschung, wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz und wegen Diebstahls. Die Polizei stellte bei Dirk S. einen geklauten Mercedes mit falschen Nummernschildern sowie sehr viel mehr als 16 Patronen für seine Dienstpistole sicher – erlaubt ist Polizisten zu Hause jedoch höchstens die Aufbewahrung von 16 Schuss Munition.

Die Polizei war auf die Spur von Dirk S. gestoßen, weil während des Drohanrufs seine Nummer im Display des empfangenden Telefonapparates der Potsdamer Polizei angezeigt wurde. Als die Beamten der Landeshauptstadt den Besitzer des Anschlusses aufsuchten, stießen sie völlig überraschend auf den Berliner Kollegen. Der streitet nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiterhin ab, den Anruf geführt zu haben. Der bereits im vergangenen Jahr suspendierte Beamte weigerte sich, der Polizei eine Stimmprobe zu geben, die mit dem aufgezeichneten Drohanruf hätte verglichen werden können. Allerdings fanden die Ermittler bei ihm ältere Aufnahmen, die sie mit großem Aufwand zum Vergleich mit der Drohanruf-Stimme heranziehen konnten. Hinzu kommen andere Indizien, die Dirk S. belasten, so Komor, die es jedoch ablehnte, diese zu nennen. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft wollte sich gestern auch nicht dazu äußern, wegen welcher Tatvorwürfe genau und wann gegen Dirk S. der Prozess stattfinden wird. Nach Auskunft Komors gibt es keine Hinweise, die auf eine Mitgliedschaft des Verdächtigen in einer rechtsextremistischen Vereinigung hindeuten. PHILIPP GESSLER

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