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Rasen wird früher oder später zertrampelt

Tiergartenschützer haben mit eigener Demo der Love Parade die Route geraubt – aber nur für den geplanten Tag

Erstmals haben die Love-Parade-Gegner einen Sieg gegen die BUMM-BUMM-BUMM-Party auf der Straße des 17. Juni im Tiergarten davongetragen. Wie die Veranstalter der Riesen-Techno-Fete kleinlaut gestern mitteilten, hat es ihnen die Polizei nicht erlaubt, wie geplant am 14. Juli ihre klassische Route vom Ernst-Reuter-Platz an der Siegessäule vorbei bis zum Brandenburger Tor zu nehmen. Der Grund: Die Parade-Feinde von der Bügerinitiative „Rettet den Großen Tiergarten“ hatten auf der gleichen Strecke schon vorher eine Demonstration angemeldet.

„Aufgrund geltenden Verwaltungsrechts sei die Behörde gezwungen, der zeitlich früher angemeldeten Versammlung Priorität einzuräumen“, informierten die Love-Parade-Macher. Die Bürgerinitiative hatte ihre Kundgebung schon am 1. September vergangenen Jahres unter dem Titel „Der Tiergarten gehört allen Berlinern“ angemeldet. Die Love-Parader waren dagegen erst am 13. Oktober vorgeprescht, um ihre „politische Demonstration“ der Polizei kundzutun. Während die Bürgerinitiative 25.000 Demonstranten erwartet, waren für die Love Parade in den vergangenen Jahren stets etwa eine Million Tänzer auf der Straße. Im vorigen Jahr mutierte eine angekündigte Sitzblockade im Tiergarten zu einer mickrigen Mahnwache an der Gedächtniskirche.

Die Polizei hat den Love-Parade-Organisatoren nun vorgeschlagen, ihre Massenparty ersatzweise am 13. oder 15. Juli zu veranstalten – das sind der Freitag vor und der Sonntag nach dem ursprünglich geplanten Termin. Um sicherzugehen, haben die Party-People eine Anmeldung für diese beiden Tage vorgenommen. Die Technofreaks wollen nach eigenen Informationen aber einen Vorschlag der Polizei prüfen, ob eine friedliche „Koexistenz beider Versammlungen am Samstag, den 14. Juli, vorstellbar“ wäre.

„Wir haben uns darauf verständigt, in einem weiteren Gespräch zu klären, ob eine gleichzeitige Durchführung der Versammlungen am 14. Juli möglich ist“, sagt Enric Nitzsche, Sprecher der Love Parade. Dazu wolle die „Versammlungsbehörde“ beide Anmelder zu einem Gespräch einladen. Vielleicht hilft dabei ja daran zu erinnern, dass an diesem Tag ganz Frankreich ebenfalls feiert – unter dem Motto: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. PHILIPP GESSLER

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