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■ Kindergärten„Fehler in Serie“

In Neubaugebieten fehlen Kita-Plätze / Ist Streit in Borgfeld nur der Auftakt?

The winner is ... die Evangelische Kirchengemeinde Bremen-Borgfeld. Am Freitag hat sich der Bauauschuss der Sozialdeputation dafür entschieden, wer Träger der künftigen Kindertagesstätte im Neubaugebiet Borgfeld-Ost sein wird – einen Tag nach Ende der Anmeldefrist für das neue Kindergartenjahr. Da nicht sicher war, welcher der insgesamt fünf Bewerber letzt-endlich den Zuschlag bekommen würde, sollen manche Eltern ihre Kinder gleich mehrfach angemeldet haben – mit ungewissem Ausgang. Fest stand bis Freitag nur, dass es mehr als 100 Interessenten für die geplanten 60 neuen Plätze gibt.

Die Kritik fiel entsprechend aus. „Zu spät, zu klein, zu kurze Öffnungszeiten“, so die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Anja Stahmann. Es gebe berechtigte Zweifel, ob der Kindergarten wie versprochen im August fertig sein wird. Vor allem jedoch erkennt Stahmann in dem Verfahren einen „Standardfehler des Senats“, der sich auch auf andere Neubaugebiete übertragen lasse – wie demnächst Horn-Lehe oder Borgfeld-West. Und das nach den Erfahrungen von Arsten, wo über ein Jahr lang ein deutlicher Mangel an Kindergartenplätzen bestand.

Des Pudels Kern ist die Zahl der in Neubaugebieten benötigten Kita-Plätze. In der Sozialbehörde habe man keine Ahnnung davon, was für ein Bedarf wirklich besteht, so Stahmann. Die Durchschnittswerte, die man bei den Kita-Planungen zu Grunde lege, würden nicht der Realität entsprechen, „das klappt hinten und vorne nicht“. In Borgfeld entstehen rund 400 Wohnungen, und bei den Bauanträgen scheint kein Ende in Sicht. Dem Vernehmen nach haben die Neu-Borgfelder über die Erschließungsgebühren an den Bauträger auch eine Tagesstätte mit bezahlt.

Man sei einfach auf gewisse Parameter angewiesen, um den künftigen Bedarf abzuschätzen, so Dr. Heidemarie Rose, Abteilungsleiterin des Bereichs Jugend im Sozialressort. „Wenn ein Neubaugebiet erschlossen wird, sind schließlich noch keine Kinder da.“ Also werden „Erfahrungswerte“ zu Rate gezogen: Demnach sind von 100 Neubürgern im jeweiligen Baugebiet genau 2,8 Prozent zwischen drei und sechs Jahre alt – „Rechtsanspruchskinder“ also.

Dr. Rose hält es überdies für verfrüht, bereits jetzt zu sagen, ob oder wie viele Kinder möglicherweise keinen Kita-Platz bekommen könnten. Dies sei erst etwa einen Monat nach Anmeldeschluss möglich. Außerdem: Laut Ressort-Mitarbeiter Lothar Dräger habe es bisher in Borgfeld rechnerisch sogar „Überkapazitäten“ gegeben, die von Oberneuländer Kindern genutzt worden seien. Auch von Seiten der SPD heißt es, man müsse erst einmal konkrete Zahlen abwarten, bevor man eine Erweiterung fordere.

Die Kirche indes erkennt durchaus einen Mehrbedarf. In diesem Jahr könnte es noch einmal „eng“ werden, fürchtet die Vorsitzende des Landesverbandes Evangelischer Kindereinrichtungen für Kinder, Ilse Wehrmann. Als Reaktion darauf werde man zwanzig Plätze, die eigentlich bei einem Zuschlag für die neue Kita wegfallen sollten, erhalten. Bisher bietet die Kirchengemeinde Borgfeld, die für die neue Tagesstätte offenbar ein besonders kostengünstiges Konzept vorgelegt hat, 100 Plätze an.

Die Grünen fordern nun, die geplante Kita zu vergrößeren, und auch die zeitlichen Bedürfnisse der Eltern genau zu ermitteln. Stahmann kritisiert, dass in Borgfeld-Ost Ganztagsplätze aus Kostengründen ausgeklammert worden sein – ohne zu wissen, ob entsprechende Wünsche bestehen. Ihre Befürchtung: Wenn die zuständige Behörde die Probleme nicht löst, dann werden sie eben in die Privatsphäre verlagert – zu Lasten der Familien. hase

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