Nachgefragt: Wer bremst den Spaß
■ Der Viertel-Beirat fühlt sich im Streit um das Viertel-Fest übergangen
Im Hick-Hack um das Viertelfest hat Innensenator Bernt Schulte letzte Woche entschieden, dass es gegen den Willen des Beirates stattfinden wird, allerdings in „abgemilderter“ Form: Zapfenstreich auf der Straße um Mitternacht, gefeiert wird nur zwischen Goethetheater und Wulwesstraße.
taz: Der Innensenator hat sich offenbar die Kritik am Charakter des Festes zu Herzen genommen und will dafür sorgen, dass es für die als Sauffresspissfest beschimpfte Sause genügend Toilettenhäuser gibt. Kommt der Kompromiss dem Beirat entgegen?
Ulrike Hiller, Beiratssprecherin (SPD): Ausreichend Toilettenhäuser sind eine Selbstverständlichkeit und die Reduzierung auf einen Straßenzug ist praktisch schwierig umzusetzen. Ich frage mich, wie sich der Senator das vorstellt, ob die Polizei dafür sorgen soll, dass die Leute von der Straße verschwinden. Außerdem haben die Kneipen ja normal geöffnet, und die sind über das ganze Viertel und den Ostertorsteinweg verteilt. Der Charakter des Festes wird dadurch inhaltlich nicht verändert. Am Ende stehen wir als Spaßverderber da, aber diskutiert wird nicht.
Warum hat sich der Beirat dieses Jahr gegen das Fest entschieden?
Wegen der Neupflasterung der Kulturmeile wird es zu Bauarbeiten kommen, so dass wir uns gedacht haben, der Platz reicht dieses Jahr nicht, es wird zu eng. Außerdem gab es zahlreiche Beschwerden von AnwohnerInnen, die wir als Vertretung der BürgerInnen im Stadtteil ernst nehmen müssen.
Im Zusammenhang mit der Debatte um die Mitbestimmungsrechte der Beiräte, die ja heute auch Thema der Bürgerschaft ist – was für ein Signal ist so eine Entscheidung?
Es ist schon ein Hammer gewesen, das aus der Presse zu erfahren, wie der Innensenator entschieden hat. Wir sind zur Zeit dabei, alle rechtlichen Schritte zu prüfen und sehen darin eine Schwächung gegenüber den Beiräten. Der Innensenator ist ja auch für Beiräte zuständig und will sie auf der einen Seite stärken. Auf der anderen Seite kommt dann so ein schneller Beschluss.
Jens Eckhoff hat ja argumentiert, dass auch ein Beirat Findorff schlecht beschließen könne, jetzt schaffen wir den Freimarkt ab, weil der in unserem Stadtteil liegt. Ist das vergleichbar?
Nein, das kann man nicht vergleichen. Das Viertelfest hat eine traditionelle Stadtteilorientierung, damit wird schließlich geworben. Aber der Punkt ist, dass wir nicht prinzipiell gegen ein Fest sind. Fragen: Bruhn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen