: Strieder schickt Gutachter in die Tunnel
Die Verkehrsverwaltung lässt alle Berliner U-Bahnhöfe durch unabhängige Institute auf Sicherheitsmängel überprüfen. Ein Gutachten der BVG bezweifelt, dass alle Bahnhöfe zwei Ausgänge als Fluchtwege benötigen
Die Sicherheit aller Berliner U-Bahnhöfe steht weiter auf dem Prüfstand. Die Senatsverwaltung für Verkehr beauftragt jetzt unabhängige Institute mit der Erstellung entsprechender Gutachten, sagte gestern eine Sprecherin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD). „Wir erwarten, dass wir im Laufe des Jahres für jeden U-Bahnhof eine Aussage treffen könnten“, sagte die Sprecherin. Offen ist weiterhin die Ausstattung einiger Bahnhöfe mit weiteren Aufgängen.
Nach dem Brand im U-Bahnhof Deutsche Opfer im vergangenen Juli hatten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Sicherheitsmängel insbesondere in Bahnhöfen mit nur einem Ausgang eingeräumt und Verbesserungen angekündigt. Bei dem Unfall waren in unmittelbarer Nähe zur an dem Tag stattfindenden Love Parade 21 Menschen verletzt worden.
Die Fraktion der Grünen hatte erst Ende Januar im Bauausschuss gefordert, dass alle unterirdischen Bahnhöfe mindestens zwei Ausgänge erhalten. „Dass nichts getan wird, zeigt das Beispiel Bahnhof Schillingstraße“, meinte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Michael Cramer. Bei dem Haltepunkt der U-Bahnlinie 5 sei einer der beiden Ausgänge zugemauert. „Es wäre einfach, diesen Fluchtweg wieder zu öffnen“, so Cramer.
Ein von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) in Auftrag gegebenes Gutachten für die Linie U 2 liegt vor, sagte gestern Hans-Heino Dubenkropp, Mitglied im Vorstand Betrieb bei der BVG. In dem Gutachten wird in Frage gestellt, ob alle Bahnhöfe an der U 2 wirklich mit zusätzlichen Aufgängen ausgestattet werden müssen, wenn sie bisher nur über einen verfügen. Möglicherweise reiche es, vorhandene Notausgänge zu verbessern.
Die Senatsverkehrsverwaltung wolle erst die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen abwarten, sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung weiter. „Wir schließen nicht aus, dass zweite Ausgänge gebaut werden“, sagte sie. Es gebe aber möglicherweise viele kleine Mängel, die zusammenkommen und relativ leicht zu beheben seien. So habe sich bei dem Brand am Bahnhof Deutsche Oper gezeigt, wie wichtig gut geschultes Personal im Notfall sei.
Nach dem Unglück im Juli hatte die BVG angekündigt, an den 24 U- Bahnhöfen, die wie die Unglücksstation Deutsche Oper nur einen Ausgang besitzen, aus Sicherheitsgründen rund um die Uhr Mitarbeiter einzusetzen. Dubenkropp wies den Vorwurf zurück, dieses Konzept könne selbst an den elf besonders sicherheitsrelevanten Stationen nicht umgesetzt werden, weil das Personal fehle. Es gebe eine klare Anweisung, betonte das Mitglied im BVG-Vorstand, dass diese elf Bahnhöfe besetzt sein müssten. Er räumte aber ein, dass die ursprüngliche Zusage an den Senat, insgesamt stärker Präsenz auf den Stationen zu zeigen, aus Personalmangel schwer einzuhalten ist. DPA/TAZ
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