Manila erklärt Waffenstillstand

Philippinische Präsidentin ebnet den Weg für Gespräche mit der größten muslimischen Rebellenorganisation

BERLIN taz ■ Die neue philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo hat gestern einen einseitigen Waffenstillstand im Kampf gegen die muslimischen Rebellen der „Moro Islamic Liberation Front“ (MILF) erklärt. Er werde in kurzer Zeit in Kraft treten, sagte Arroyo vor der Presse in Manila. Noch am Abend wollte sie eine entsprechende Anordnung unterzeichnen. Angaben über die Dauer der Feuerpause machte sie nicht.

Mit dem Waffenstillstand will Arroyo das Verhandlungsangebot untermauern, das sie unmittelbar nach ihrer spektakulären Amtsübernahme vor einem Monat kommunistischen und muslimischen Rebellen gemacht hatte. Auch solle die Feuerpause den rund 200.000 Bürgerkriegsvertriebenen auf der südlichen Insel Mindanao ermöglichen, in ihre Heimat zurückzukehren. „Der Aufbau des Friedens ist weniger kostspielig als die Unterstützung eines umfassenden Krieges“, sagte Arroyo. Bereits vorgestern hatte sie die Freilassung von 49 politischen Häftlingen angekündigt. Darunter sind etliche muslimische Rebellen.

Die MILF wollte sich zur Feuerpause erst äußern, wenn sie in Kraft getreten sei. Ein MILF-Sprecher signalisierte jedoch Entgegenkommen. Die vom Militär auf 12.500 Mann geschätzte MILF kämpft seit Ende der 70er-Jahre in den Südphilippinen für einen islamischen Staat und ist eine Abspaltung der MNLF, die mit der Regierung 1976 und 1996 Frieden schloss.

Unter Arroyos Vorgänger Joseph Estrada hatte die MILF im letzten Jahr Verhandlungen mit der Regierung abgebrochen, nachdem der Präsident eine Offensive gegen die MILF in Mindanao angeordnet hatte. Dabei wurde das Rebellenhauptquartier Camp Abubakar erobert. Der Konflikt mit den Rebellen der Moros, wie die philippinischen Muslime genannt werden, hat in den vergangenen 30 Jahren etwa 125.000 Tote gefordert. Hintergrund ist die Zuwanderung christlicher Siedler in traditionell muslimische Gebiete.

Der Morokonflikt machte im vergangenen Jahr Schlagzeilen, als ein Kommando der islamistischen Splittergruppe Abu Sayyaf 21 Touristen und Einheimische von einer malaysischen Urlaubsinsel ins philippinische Sulu-Archipel entführte. Zu den Entführten, die gegen Lösegeldzahlungen meist nach und nach freikamen, gehörte auch die deutsche Familie Wallert. Arroyo bezog ihre gestrige Waffenstillstandserklärung jedoch ausdrücklich nur auf die MILF. Zu Abu Sayyaf äußerte sie sich nicht. Die Organisation, die bislang noch einen Filipino und einen US-Amerikaner als Geisel hielt, soll am Wochenende in Jolo vier Polizisten und zwei Frauen entführt haben. SVEN HANSEN