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Post streicht Posten

Gewerkschaft: Post will bis 2002 alle Transportleistungen an Fremdfirmen vergeben und 12.000 Stellen streichen

BERLIN taz ■ Kaum an der Börse, schon wird ausgegründet: Die Deutsche Post will bis 2002 12.000 Stellen streichen und alle Transportleistungen fremd vergeben. Dagegen gingen gestern in Neuss etwa 2.000 Postler aus dem gesamten Bundesgebiet auf die Straße. „Wir verlangen einen Stopp der Pläne und die Rücknahme der bereits begonnenen Aktivitäten“, so Harry Roggow vom Hauptvorstand der Deutschen Postgewerkschaft (DPG).

Bereits Anfang des Jahres wollte die Post die Pläne realisieren. Doch der Druck der Gewerkschaft ließ den Vorstand einlenken. „Wir haben ein Moratorium bis 31. Mai erreicht, um gemeinsam Konzepte zu prüfen“, erklärt DPG-Sprecherin Sigrid Schmid. Betroffen von den gelben Streichungsplänen sind alle Transportleistungen wie Verbindungsfahrten zwischen Briefzentren oder Entsorgung der Niederlassungen. Das Post-Management begründen dies mit geringeren Kosten der Fremd- gegenüber der Eigenleistungen. „Übersetzt heißt das doch, die Post setzt auf rigoroses Lohn- und Sozialdumping in der Transportbranche, was sie selbst bislang energisch krisisierte“, schimpft Gewerkschafter Roggow. Anders als bei der Post hätten die externen Mitarbeiter keinen Tarifvertrag. Zudem würden viele Kurier- , Express- oder Paketdienste ihre Leistungen nicht selbst erbringen, sondern an scheinselbstständige Subunternehmer vergeben.

Als „schlichtweg falsch“ bezeichnete gestern Unternehmnessprecher Norbert Schäfer diese Szenario. „Schon heute kaufen wir über 80 Prozent der Transportleistung bei Paketen oder Werbezeitschriften auf dem Markt ein.“ Allerdings machte Schäfer „kein Hehl aus den Plänen. Das ist ganz klar der Trend des Marktes.“ Entlassen würde aber niemand. Mit den Gewerkschaften sei bis 2005 ein Stopp von betriebsbedingten Kündigungen vereinbart. NICK REIMER

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