: Kein Zaun in Sicht für die Walpurgisnacht
Ursprünglich wollte das „Büro“ im Auftrag der Polizei ein eingezäuntes Walpurgiskonzert veranstalten. Nach Protesten zog die Veranstalterin zurück
In Prenzlauer Berg heißt es für die diesjährige Walpurgisnacht: Zurück auf Start. Nachdem die Polizei im Januar einen Veranstalter dafür gewinnen konnte, am Vorabend des 1. Mai ein Konzert im Mauerpark zu organisieren, zog dieser nun zurück.
Gründe wollte der Veranstalter, die Agentur „Das Büro“ in der Kastanienallee, gestern nicht nennen. „Ich bin Unternehmerin, ich kann eine Veranstaltung machen, wann und wo ich will“, war die einzige Stellungnahme, die Simone Hofmann von der Agentur abgab. Ursprünglich wollte Hofmann in der Walpurgisnacht „ein wirklich gutes Festival organisieren“. Da es normalerweise schwierig sei, eine Ausnahmegenehmigung für eine Open-Air-Veranstaltung bis zwei Uhr morgens zu bekommen, habe sie das Angebot der Polizei sofort angenommen, sagte Hofmann im Januar zur taz. Hofmanns „Büro“ ist auch an der Durchführung der Fête de la Musique und des Karnevals der Kulturen beteiligt.
Die Walpurgisnacht in Prenzlauer Berg ist seit Jahren von Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und feiernden Jugendlichen begleitet. Ausgelöst wurde die Randaletradition 1995 als die Polizei ein spontanes Walpurgisfeuer auf dem Kollwitzplatz löschte und durch ihren Einsatz stundenlange Straßenschlachten ausgelöst hatte. Ein Jahr später war eine „organisierte“ Walpurgisfeier von Kiezinitiativen und des Grünenabgeordneten Nilson Kirchner gescheitert. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei im Rahmen ihrer Deeskalationskampagne „AHA“ erstmals selbst ein Konzert im Mauerpark veranstaltet.
Die geplante Veranstaltung in diesem Jahr war auf ein geteiltes Echo gestoßen. Während die Polizei froh darüber war, eine professionelle Veranstalterin gefunden zu haben und auch den neuen Bezirksbürgermeister Alex Lubawinski als Schirmherrn gewinnen konnte, protestierte der „Freundeskreis Mauerpark“ gegen die Nutzung des öffentlichen Parks für kommerzielle Zwecke. Der Grund: Hofmanns Festival sollte zehn Mark Eintritt kosten. Darüber hinaus sollte der Park für die Dauer der Veranstaltung eingezäunt werden.
Mit Hofmanns plötzlicher Absage fängt die Polizei wieder von null an. „Wir wissen noch nicht, was dort jetzt stattfinden wird“, sagte der Pressesprecher der Direktion 7, Heino Berg. Er glaube aber weder, dass die Polizei einen weiteren Veranstalter sucht, noch, dass erneut ein Konzert von der Polizei veranstaltet werden soll. Bis in zwei Wochen will die Polizei ein neues Konzept haben.
Unterdessen äußerte Michail Nelken von der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus die Hoffnung, „dass es in der Walpurgisnacht wieder zu spontanen Trefden kommt“. Nelken: „Die Leute sollen jenseits von Kommerz und Auseinandersetzungen mit der Polizei feiern.“ UWE RADA
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen