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Allein gegen die Berliner Müllmafia

Wie eine grüne Abgeordnete versucht, die Öffentlichkeit für illegale Deponien in der Stadt zu interessieren

Claudia Hämmerling stapft durch den graubraunen Matsch, bahnt sich den Weg über weiß bedeckte Hügel aus Bauschutt und Elektroschrott, vorbei an zerfetzten Sofas und meterlangen Mauerstücken, aus denen verrostete Stahlstreben ragen. Die verfallene Lagerhalle betritt sie als Erste, wirft einen flüchtigen Blick auf die zerlöcherte Matratze in der Mitte des Raums, schreitet dann entschlossen zu den verrosteten Ölfässern in der Ecke und rüttelt daran: „Die sind leer.“ Erleichtert betritt nun auch das Grüppchen in Hämmerlings Schlepptau das Gelände.

Die grüne Abgeordnete hat es sich zum Ziel gemacht, die Öffentlichkeit für Berlins illegale Deponien zu interessieren. Mindestens 54 davon gibt es in der Hauptstadt, die meisten in den Ostberliner Randbezirken. Hier in der Wartenberger Straße, neben der S-Bahn-Strecke, umringt von Plattenbauten und der Kolonie „Feierabend“, liegen rund 80.000 Tonnen Bauschutt, Kunststoffe und giftiges Altholz. Die Deponie ist inzwischen geschlossen, der Betreiber im Gefängnis.

Für Hämmerling ein typischer Fall, nach dem üblichen Muster: Ein Unternehmer meldet eine Recyclinganlage an. Statt Müll zu verwerten, lagert er ihn aber nur. Bauabfälle jeder Art können billig entsorgt werden, auf Sonderabfälle wird nicht geachtet. Bis Umwelt- oder Bauamt nach Genehmigungen fragen oder eine Überprüfung anordnen können, ist der Betreiber schon in Konkurs gegangen und kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Es ist selten, dass der Unternehmer wie in diesem Fall angezeigt, verurteilt und inhaftiert wird.

Für eine Beseitigung des Mülls fehlt dem Bezirk jetzt das Geld. An der Wartenberger Straße türmt sich der Schutt schon seit Jahren und ist zum Spielplatz und Treffpunkt für Jugendliche aus der Umgebung geworden: Flaschen und Reste eines Lagerfeuers hinter den Gebäuden, Hakenkreuze an den verwitterten Mauerresten.

Ob die PDS, die den Bezirk regiert, hier zu wenig getan habe, wird Claudia Hämmerling bei der Besichtigung gefragt. Aber auf Parteischelte lässt siesich nicht ein: „Hier haben alle zu wenig getan.“

Wer an den illegalen und zum Teil vergifteten Schuttbergen schuld ist, hat auch eine Podiumsdiskussion am Vorabend nicht klären können. Claudia Hämmerling hatte einige der Verantwortlichen zum Gespräch gebeten: städtische Behörden, Landeskriminalamt, Staatsanwaltschaft. Zwei Stunden lang wird der schwarze Peter munter hin- und hergereicht. „Wir müssen mehr miteinander reden“, fasst die Leiterin des Pankower Umweltamts die Diskussion zusammen. Bis die Mühlen der Verwaltung in Bewegung kommen, wird Claudia Hämmerling wohl noch einige Mülltäler durchschreiten müssen. JULIA HARBECK

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