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Otto rückt vor

Nach der ersten Niederlage unter Rolf Dohmen wird in Frankfurt wieder über den Trainerposten diskutiert

FRANKFURT taz ■ So ganz hatte Eintracht-Coach Rolf Dohmen auch nach dem Spiel gegen Bremen noch nicht verstanden, was in den 90 Minuten passiert war. Wie ein kleiner Junge, der gerade ziemlich unverblümt mit den Schattenseiten der menschlichen Existenz konfrontiert worden war, versuchte er zu erklären: „Ich habe noch nicht einmal unseren Treffer gesehen“, beschied er aufgelöst, „doch eigentlich war das Spiel zu diesem Zeitpunkt sowieso schon gelaufen.“

Immerhin, der Realitätssinn funktionierte noch! Eintracht Frankfurt hatte mal wieder verloren, noch dazu zu Hause. Mit 2:1 gewann Werder Bremen im Waldstadion, und allmählich sammelten sich Dohmens Gedanken: „Nein, der positive Effekt des Trainerwechsels ist nicht verpufft, aber ich hätte nicht gedacht, dass die erste Niederlage unter meiner Regie so schnell kommt.“ Keine drei Sätze später war er schon beim Kern dessen angelangt, was ihm da so zugesetzt hatte.

Unweit von ihm saß ein anderer Erbe von Felix Magath. Werder-Trainer Thomas Schaaf war sichtlich zufrieden und lobte eifrig seine besten Pferdchen: „Ich bin froh, dass die beiden da vorne so gut gegangen sind.“ In der Tat hatten Claudio Pizarro und Ailton auf schwerem Geläuf ein beachtliches Spiel hingelegt. Nicht nur, dass Ailton nach bösem Patzer von Eintracht-Libero Karel Rada die Führung besorgte, nein, auch wie er seinem virtuellen Landsmann Uwe „Zico“ Bindewald zuvor Knoten in die Beine gespielt hatte, verdiente allen Respekt. Pizarro kultiviert dagegen immer mehr eine ganz neue Rolle: der Mittelstürmer als Spielmacher. Noch im dichtesten Getümmel stets anspielbar, versteht er es mit stoischer Ruhe, den Ball geschickt zu halten, damit seinen Mitspielern genügend Zeit zum Nachrücken bleibt, um sie dann mit gezielten Pässen ins Spiel zu bringen. Er selbst steht nur kurz darauf schon wieder in der Spitze bereit, um den Ball seiner finalen Bestimmung zu übergeben. So geschehen beim 2:0.

Bei der Eintracht sind diese fundamentalen Spielfunktionen dagegen getrennt besetzt. Für Horst Heldt war dies am Samstag eine eher leidhafte Erfahrung. Der von Dieter Eilts und Fabian Ernst eiskalt im Kreativitätsloch zugestellte Ideengeber traf vor der Pause die Latte und vergab später noch einen Foulelfmeter. Den hätte er wohl doch besser den originären Toremachern überlassen, doch Chen Yang und Pawel Kryszalowicz blieben an diesem Abend den Beweis schuldig, dass man als Sturmduo auch brillieren kann, wenn man sich – sprachtechnisch bedingt – wirklich absolut nichts zu sagen hat.

Sprachlos blieben derweil auch andere. Dabei baldowerten jene Eintracht-Fans, die über einen Internetanschluss verfügen, schon die ganze Woche chattenderweise aus, wie man sich nach der ersten Niederlage unter Dohmen wieder der latenten Trainerdebatte gegenüber positioniert. Christoph Daum muss her, ist man sich einig, eine ausgetüftelte Plakataktion sollte Volkes Stimme Gehör verschaffen.

Aber nicht mit der Eintracht. Wofür hat die schließlich einen Mediendirektor eingestellt? Der Mann ist zwar einst beim Mainzer Schnarchfernsehen groß geworden, doch inzwischen ist Günter-Peter Ploog auch in Sachen neue Medien ein profunder Kenner: „Eine solche Plakataktion ist aus feuertechnischen Gründen nicht möglich“, hatte er schon am Donnerstag von der Sache Wind bekommen und das geplante Spektakel kurzerhand verbieten lassen. Und überhaupt: „Das bringt sowieso nichts, da es keine Verhandlungen mit Daum geben wird.“

Wohl wahr. Auf der Flaniermeile für beschäftigungslose Trainer war kein Daum in Sicht. Heißester Kandidat stattdessen: Otto Rehhagel. Beim letzten Heimauftritt der Frankfurter zusammen mit Gattin noch auf den hinteren Plätzen des Presseblocks postiert, hatte er sich diesmal in der Sitzordnung schon ein paar Reihen nach vorne gearbeitet – zu Spielbeginn wohlgemerkt, denn in der Halbzeit ergriff Beate Rehhagel die Initiative nach altbewährtem Motto: kontrollierte Offensive. Während sie zwei Schalensitze im Präsidiumsbereich ergatterte, sicherte Otto hinten ab. Zum Glück gab es keine Verlängerung, der nächste Konter der Rehhagels hätte vermutlich gesessen.

K. TEICHMANN/B. SEIB

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