Im Buena Danza Social Club

■ Eine heiße Nacht in Syke: Die siebenköpfige kubanische Band „Asere“ sorgte in der ehemaligen Kreisstadt für Tanzstimmung

Ein winterlich verpacktes norddeutsches Publikum darf man nicht unvorbereitet solchen heißen afroamerikanischen Rhythmen aussetzten – der Schock könnte zu groß sein! Das mögen sich die Vereinsmitglieder des Syker „JFK“ („Jazz Folk Klassik“) gedacht haben, als sie am frühen Abend vor dem Konzert von „Asere“ in der Kreissparkasse der ehemaligen Kreisstadt einen „Salsa Schnupperkurs“ anboten, bei dem einem tanzwilligen Publikum die Grundschritte des kubanischen Mambo, Cha Cha Cha, Rumba und Son vermittelt wurden. Immerhin 60 SykerInnen nahmen dieses Angebot wahr, und beim anschließenden Konzert konnte man sie an ihren manchmal noch etwas zögerlichen Bewegungen ausmachen, die ihnen aber offensichtlich viel Spaß bereiteten.

Alle, die nur zum Konzert kamen, sich auf die Stühle setzten und zuhörten, wirkten auch ein wenig deplatziert, denn das kubanische Septett bot bei aller musikalischen Finesse keine konzertante Darbietung, sondern spielte Tanzmusik. Die einzelnen Stücke waren so angelegt, dass man anständig nach ihnen tanzen konnte – da machte es nichts, wenn die gleichen musikalischen Ideen in einem Song zig mal wiederholt wurden. Dies erhöhte für die tanzenden Paare nur den Reiz: Die Band spielte mehr für die Beine als für die Ohren.

Ohne den Erfolg des „Buena Vista Social Club“ wären diese sieben jungen Kubaner (die vor ein paar Tagen den ersten Schnee ihres Lebens gesehen haben) wohl nie in Europa auf Tournee gegangen. Musik ist zur Zeit Kubas Exportartikel Numero Uno, und es gibt schon so viele kommerzielle Verwurstungen dieses Sounds, dass die Modewelle wohl bald brechen wird. „Asere“ wirken dagegen absolut authentisch und sehr vital.

Während die gefeierten Altherren-Bands mit Altersweisheit, Virtuosität und Souveränität begeistern, ist hier eine übermütige Kraft zu spüren. Da scheint nichts extra für das europäische Publikum aufbereitet oder neu (nicht so scharf) gewürzt zu sein. Selbst die Ansagen wurden in einem schnell ratternden kubanischen Dialekt vorgetragen, bei dem einem das brave Schulspanisch kaum etwas nutzte. Aber man brauchte die Worte auch gar nicht zu verstehen, es kam viel mehr auf die Atmosphäre an, und hierbei hatten die Kubaner keinerlei Verständnisprobleme mit den SykerInnen.

Mit zwei Gitarren, zwei Perkussionisten, Trompeter, Bassist und dem Sänger Francisco Areil Hernandez konnte „Asere“ sowohl musikalisch sehr vielfältig spielen, wie auch den Saal zum Kochen bringen. So klang jeder Song anders, die Band konnte auch ruhigere, romantische Stimmungen schaffen, und es gab zwar keinen virtuosen Instrumentalisten, dem man wie gebannt zuhörte – dafür waren die sieben so traumhaft aufeinander eingespielt, dass sie wie aus einem, immer noch glühend fließenden, Guss klangen. Es war eine heiße Nacht in Syke – hoffentlich haben die Musiker nicht zu sehr gefroren. Wilfried Hippen