: Neuer Anlauf für Westerweiterung
Trotz zunehmenden Mitgliederschwunds will die PDS im Zuge der Bezirksfusion im Westteil der Stadt neue Geschäftsstellen gründen. Auf dem heutigen Landesparteitag soll deshalb auch eine Strukturreform diskutiert werden
Auf Orte soll man nicht allzu viel geben. Auch wenn der Landesparteitag der Berliner PDS heute im Sportforum in Hohenschönhausen stattfindet, so geht es doch auch um den Westen. Und Westen, das heißt für die PDS auch zwölf Jahre nach dem Fall der Mauer noch immer so viel wie Westerweiterung.
Politisch sind die demokratischen Sozialisten längst im Westen angekommen, organisatorisch noch lange nicht. Das soll sich freilich bald ändern. Anlass ist ausgerechnet die von der PDS lange kritisierte Bezirksfusion. Weil sich mit der auch die Zahl der Geschäftsstellen im Osten verringert hat, sollen überschüssige Kapazitäten nun in die Westbezirke verlagert werden.
„In Schöneberg und in Reinickendorf haben wir bereits Geschäftsstellen“, freut sich Landesgeschäftsführer Roland Schröter. Weitere sollen nun folgen, zum Beispiel in Spandau. „Wir wollen aber nicht nur Büros, sondern auch Orte für Lesungen und andere Veranstaltungen schaffen“, sagt Schröter. Ganz ohne parteipolitischen Hintergrund geht es aber nicht. Immerhin sollen, wie es die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau formuliert, Interessierte in den neuen Westgeschäftsstellen auch Mitglieder der PDS werden können.
Und neue Mitglieder braucht die PDS dringend. Jährlich verschwinden etwa 1.000 Genossen aus der Mitgliederstatistik, manche von ihnen durch Abwanderung ins Umland, die meisten aber durch „natürlichen Abgang“, wie es Pau formuliert. Die Neueintritte wiegen die Verluste der derzeit 15.000 Mitglieder zählenden Partei bei weitem nicht auf. Die PDS hat damit auch ein Finanzproblem. Kein Wunder, dass auf dem heutigen Parteitag deshalb nicht nur die CDU-Spendenaffäre auf der Tagesordung steht, sondern auch die Strukturreform der Partei.
Weil für den Landesvorstand „fusionsbedingte Kündigungen“ bei den 20 hauptamtlich in den bisherigen Ostbezirken arbeitenden Genossen nicht in Frage kommen, will die PDS nun verstärkt Mitarbeiter im Westen einsetzen. „Vier Mitarbeiter haben sich schon gemeldet“, sagt Petra Pau, „bei weiteren stehen Gespräche aus.“ Aber auch sie weiß, dass die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur auch durch einige Parteieintritte in Spandau oder Reinickendorf nicht „refinanziert“ werden können.
Den tatsächlichen Einschnitt könnte die PDS damit nach der Bundestagswahl 2002 zu spüren bekommen. „Dann“, so Geschäftsführer Schröter, „soll ein neues Geschäftsstellenkonzept ausgearbeitet werden.“ WERA
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