Bildersturm in Afghanistan: Bomben gegen Buddhas

Die radikalislamischen Taliban beginnen mit der Zerstörung der weltberühmten Buddhastatuen von Bamiyan. Nach Angriff mit Granaten soll der einzigartige Kulturschatz gesprengt werden

KABUL/ISLAMABAD dpa/rtr/taz ■ Die Talibanmilizen haben trotz weltweiter Proteste mit der Zerstörung der berühmten Buddha-statuen von Bamiyan im Zentrum Afghanistans begonnen. Aus informellen Kreisen im Innenministerium in Kabul verlautete gestern, die Taliban hätten die beiden in den Fels gehauenen Statuen mit automatischen Waffen und Granaten beschossen. Die pakistanische Nachrichtenagentur AIP berichtete, die Taliban bereiteten die Sprengung der laut der UN-Kulturorganisation Unesco kulturhistorisch einzigartigen Statuen vor und hätten das Gelände abgesperrt. Offiziell wollten sich die Taliban am Freitag, dem muslimischen Feiertag, nicht äußern. Bereits am Donnerstag hatten sie im Nationalmuseum in Kabul mit der Zerstörung von Büsten und Statuen begonnen.

Die Vernichtung bildlicher Darstellungen von Menschen war am Montag vom Taliban-führer Mullah Muhammad Omar angeordnet worden. Damit wollen die Taliban verhindern, dass die Statuen von Anhängern anderer Religionen angebetet werden. Der Koran verbietet die Darstellung des Menschen, weil Allah wie der Gott im Alten Testament keine Abbilder neben sich duldet. Beobachter werten die Zerstörung der Kulturgüter jedoch als Reaktion der Taliban auf ihre zunehmende weltweite Isolierung. Mit ihrer Aktion stoßen sie der Weltgemeinschaft erneut vor den Kopf.

Indiens Außenminister Jaswant Singh sprach von einer „sinnlosen Zerstörung“ und einem „Rückfall in mittelalterliche Barbarei“. Seine Regierung bot den Taliban an, zahlreiche kleinere Buddhastatuen nach Indien bringen zu lassen, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Das thailändische Außenministerium schlug vor, dass die Unesco die Buddhastatuen von Bamiyan kaufen solle. Ein ähnliches Angebot machte bereits das New Yorker Metropolitan Museum of Art. Doch ist es unwahrscheinlich, dass die Taliban den von ihnen gehassten Amerikanern überhaupt etwas verkaufen würden. Die UN-Kulturorganisation schickte derweil einen Sondergesandten nach Afghanistan. Zuvor hatte Unesco-Generalsekretär Koichiro Matsuura eine Krisensitzung islamischer Staaten einberufen, die das Vorgehen der Taliban verurteilten.   HAN brennpunkt SEITE 3