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Vier Tote bei Attentat in Israel

Bei einem Selbstmordanschlag am Busbahnhof von Netanja werden außerdem 66 Menschen verletzt. Am Vortag hatte die islamistische Hamas mit neuen Anschlägen gedroht. Fünf Palästinenser kommen bei Auseinandersetzungen ums Leben

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Vier Tote, darunter der Attentäter, sowie 66 Verletzte hat ein Sprengstoffattentat in der israelischen Stadt Netanja gefordert. Das Attentat ereignete sich gegen 9 Uhr morgens an der Einfahrt zum städtischen Busbahnhof. Wie Augenzeugen berichteten, trug der palästinensische Attentäter den Sprengstoff in einem Rucksack mit sich. Als er versuchte, in einen Bus zu steigen, der Fahrer ihm jedoch die Tür nicht öffnete, zündete er den Sprengstoff offenbar per Auslöser, den er in der Hand hielt. Polizisten waren in unmittelbarer Nähe gerade damit beschäftigt, ein so genanntes verdächtiges Objekt zu untersuchen.

Abd al-Asis Rantisi, Führer der islamischen Widerstandsgruppe Hamas im Gaza-Streifen, nannte den Anschlag „einen mutigen Akt“. Es sei jedoch „schwer zu sagen, wer dahinter steckt“. Dass Rantisi, der zum politischen Arm der Bewegung gehört, nichts über die Hintergründe des Anschlags weiß, bedeutet nicht zwingend, dass die Hamas nicht die Verantwortung dafür trägt. Der militärische Arm der Hamas hatte erst am Vortag angekündigt, dass „zehn Attentäter unterwegs“ seien. Ohne einen Abzug der israelischen Truppen aus dem besetzten Land werde es kein Ende des Terrors geben, erklärte der Sprecher der Widerstandsbewegung Machmud Sahar gegenüber dem israelischen Hörfunk. Es sei an der Zeit, „die Truppen aus unserem Land abzuziehen und die Palästinenser wie Menschen leben zu lassen“. Die Hamas fordert den Abzug aus „Groß-Palästina“, also inklusive Israel.

Erst vor zwei Monaten war nur 100 Meter von der Stelle entfernt, wo gestern das Attentat stattfand, ein Sprengstoffsatz explodiert. Der Busbahnhof ist gleichzeitig ein Einkaufszentrum und gehört zu den belebtesten Gegenden in der Stadt. Kurz nach dem Anschlag kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen jüdischen Passanten und arabischen Arbeitern, bei denen ein Araber verletzt wurde.

In Jerusalem tagte gestern früh zum letzten Mal das Kabinett des scheidenden Premierministers Ehud Barak, der den Anschlag scharf verurteilte. „Wir sind eine Gesellschaft, die sich im Kampf befindet“, meinte Barak und resümierte die Woche, in der es „starke Eskalationen“ gegeben habe. Täglich fänden zwischen 10 und 15 Schießereien statt. Bei Auseinandersetzungen am Wochenende waren fünf Palästinenser ums Leben gekommen, darunter ein neunjähriger Junge. Wie die israelische Tageszeitung Ha’aretz berichtete, handelt es sich bei mindestens drei der Toten um „Zivilisten, die mit den Unruhen nicht das Geringste zu tun hatten“. Es seien die schlimmsten Auseinandersetzungen der vergangenen zwei Monate gewesen.

Ariel Scharon, Israels designierter Premierminister, appellierte unterdessen an die Armee, die bisherigen Maßnahmen gegen Attentate und Gewalt zu überdenken. Dazu gehören Reisesperren und wirtschaftlicher Druck per Zurückhaltung von Steuergeldern sowie die Exekution von Rädelsführern. Scharon hatte sich jüngst für wirtschaftliche Erleichterungen für diejenigen ausgesprochen, die die Gewalt nicht unterstützten. Der noch amtierende Vizeverteidigungsminister Efraim Sneh stellte auch Aktionen innerhalb der A-Zone, die unter palästinensischer Souveränität steht, in Aussicht.

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