: Bescherung in Licht
■ Die Rotterdamer Compagnie „De Meekers“ war mit ihrem wunderbaren Tanzstück für Kinder „Zauberlehrlinge“ in Bremen
Da huschen drei dunkle Gestalten mit hohen Kapuzen und langen Capes über die Bühne. Eine beugt sich vor, die anderen machen es nach; eine andere rudert mit den Händen, und die anderen imitieren es. Immer näher kommen sie dabei dem kindlichen Publikum, und auch wenn sie ein bisschen gespenstisch aussehen, jagen sie den vier- bis vierundsechzigjährigen ZuschauerInnen im Moks-Theater keinen Schreck ein.
Die drei Gestalten sind Zauberlehrlinge. Doch mit Goethes düsterer Parabel von der Entfesselung der magischen Kräfte haben sie nichts zu tun. Denn die „Toverleerlingen“ der Rotterdamer Tanztheatergruppe „De Meekers“ sind dafür viel zu unbeschwert. Und vor allem: Sie bleiben es auch während der 60-minütigen märchenhaften Aufführung, die von der Compagnie jetzt beim Festival Tanz Bremen in Deutscher Erstaufführung gezeigt wurde.
Die selbst mittanzende Choreographin Ana Teixidó setzt bei ihren „Zauberlehrlingen“ auf eine lockere und federleichte Szenenfolge. Wie bei einem Kind, das eben noch über das größte „Aua“ seines ganzen Lebens klagte und sich jetzt schon wieder völlig anderen wichtigen Themen widmet, wechseln akrobatische, tänzerische und erzählerische Episoden einander ab. Da hüllt sich Richard Taylor in ein Cape und spielt für kurze Zeit die Rolle des Riesenvogels. Schon wenig später steigt Mittänzerin Aukje Bolle auf eine verhüllte Leiter und gibt die obereitle Narzisstin. Als sei ihr Vorrat an Einfällen endlos, lassen Ana Teixidó und der Compagnie-Gründer Arthur Rosenfeld die Miniaturen aufeinander folgen. Mal wird eine Idee später wieder aufgegriffen, mal auch nicht. Und gezaubert wird auch: Ana Teixidó entdeckt irgendwann das Buch mit den Zauberformeln, richtet damit etwas Unheil an. Mittänzer Taylor ist plötzlich durch ein Seil gefesselt, doch zum Vergnügen des Publikums kann er sich genauso schnell wieder befreien.
„Toverleerlingen“ ist ein poetisches und amüsantes Stück Tanztheater für Kinder und Erwachsene. Mit wenigen Requisiten schafft das Trio auf der Bühne ein einstündiges Lob an die Fantasie. Wohl ohne Ausnahme ließen sich während der Erstaufführung Jung und Alt gleichermaßen verzaubern wie unterhalten. Denn „Toverleerlingen“ beweist zugleich, dass man Vierjährigen nicht bloß platten Slapstick vorsetzen muss. Sie können sich – wie geschehen – auch über viel feiner austarierte Gags schlapp lachen. Und dann zusammen mit Erwachsenen darüber staunen, wie das Trio im Schlussbild Päckchen mit Licht öffnet. Zauberhaft! Bitte mal wiederkommen!
Christoph Köster
Das Festival Tanz Bremen zeigt noch mehr für Kinder: Morgen, Donnerstag, 16 Uhr gibt es in der Stadtwaage eine „Tanzgeschichte für kleine Detektive“; am Freitag ist um 18 Uhr ein Programm namens „Jump & Terranza“ im Lagerhaus Schildstraße zu sehen.
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